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Jubiläum Roßlau|800

 

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Kalenderblätter RO|800April
[von Klemens Maria Koschig]

1. April

Achtung Aprilscherz! Heißt es am Morgen des 1. April „Buckelblau“ oder „Schmeißmichraus“ beim Kaufmann oder in jüngerer Zeit „Elektrodenfett“ und „Wasser für die Wasserwaage“ aus dem Lager zu holen, so sollte man vorsichtig sein, denn gern werden am 1. April gutgläubige Zeitgenossen in den April geschickt. Dieser „Brauch“ ist schon im 17. Jahrhundert belegt, ohne dass wir wissen, woher er stammt.
In einigen Gegenden gilt der Tag als Geburts- oder Todestag von Judas Iskariot dem Verräter. Aber auch das kann keine Begründung für den allseits bekannten Aprilscherz sein.
Folgende geschichtliche Ereignisse in Roßlau muten aber schon wie Aprilscherze an:

Am 1. April 1893 wurde auf dem Roßlauer Bahnhof die Mitteleuropäische Zeit eingeführt, wofür die Bahnhofsuhr um neun Minuten gegenüber der Ortszeit vorgestellt werden mußte. Bereits über 30 Jahre zuvor war mit Verfügung der Herzoglich Anhaltischen Regierung vom 1. Oktober 1859 festgesetzt worden, dass fortan der Stadtzeiger (Uhr auf dem Kirchturm am Markt) nach der Bahnhofsuhr zu stellen ist.

Das ist doch kein Scherz, oder?
Am 1. April 1923 wurde die am 23. Juli 1920 in Roßlau eingeführte Musikinstrumentensteuer wieder aufgehoben.

Auch kein Scherz, dass die Sommerzeit keine Erfindung der 1980er Jahre (Ost und West übrigens gemeinsam!) ist: Am 1. April 1940 wurde die Sommerzeit eingeführt, die bis zum 6. Oktober, 03.00 Uhr dauerte.

Da war uns überhaupt nicht zum Scherzen zumute. Das Wasser der Elbe stieg und stieg, doch der Landkreis Anhalt-Zerbst verweigerte am 01. April 2006 die Ausrufung von Katastrophenalarm, worauf der Haupt- und Finanzausschuß des Stadtrates in einer Dringlichkeitssitzung auf der Feuerwache die erforderlichen Haushaltsmittel zur Absperrung der Rossel gegen das weiter ansteigende Hochwasser der Elbe genehmigte. Der Hauptausschuss behielt recht, das Hochwasser erreichte die gleiche Höhe wie beim Hochwasser 1954. Doch die Altstadt konnte erfolgreich vor einer Überflutung bewahrt werden. Nur das Gartenhäuschen unterhalb der Rosselbrücke stand im Wasser. Es wurde das am meisten fotografierte Opfer des Frühjahrshochwassers der Elbe, erschien auf fast allen Fernsehkanälen und zierte schließlich auch noch einen Flyer des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW).
PS. Am 4. April 2006 rief dann der Landkreis Anhalt-Zerbst endlich die Hochwasser-Alarmstufe IV aus. Da wäre die Roßlauer Altstadt längst „abgesoffen“ gewesen.

Nun noch einige Nachrichten in Kürze.
Am 1. April 1917 begann das im Jahr zuvor gegründete Tetralinwerk auf dem Blauen Berg mit etwa 150 Personen seinen Fabrikbetrieb.
Am gleichen Tag wurde im Arbeiter-Konsum-Vereinshaus, Markt 1 eine Annahme und Verkaufsstelle für getragene Kleider, Wäsche, Uniformstücke und Schuhwaren eröffnet.
Die Eisenbahnstrecke Roßlau - Jeber-Bergfrieden wurde am 1. April 1921 in Betrieb genommen.
Am 1. April 1933 begannen die Nazis und ihre Helfershelfer mit Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte in der Stadt Roßlau, vor allem in der Friedrich-Ebert-Straße (Hauptstraße).
Ein Jahr später erhielt die anhaltische Elbe die preußischen Schiffahrtszeichen. Das heißt, dass die rechtsseitigen Baken statt ihres grün-weißen nun einen schwarz-weißen Anstrich erhielten. Die linksseitigen waren auch schon in Anhalt rot-weiß.
Und noch ein Jahre später, also am 1. April 1935 wurde Roßlau mit seinen 13.500 Einwohnern in die Stadtgemeinde Dessau eingemeindet, die dadurch zur jüngsten Großstadt des Deutschen Reiches wurde. Das war wiederum die unbedingte Voraussetzung Gauhauptstadt zu werden.
Der Präsident der Provinz Sachsen stellte schließlich die rückwirkende Ausgemeindung Roßlaus aus dem Stadtverbande Dessau zum 1. April 1945 fest. Die formelle Ausgemeindung erfolgte am 30. Januar 1946 durch Beschluß des besagten Präsidenten, denn praktisch war Roßlau bereits seit April 1945 durch den Brand der Straßenbrücke, die Zerstörung der Stadt Dessau und die Sprengung der Eisenbahnbrücke nicht mehr zu Dessau gehörend, mußte zusehen, wie der rechtselbische Stadtteil allein zurecht kam.
Im April 1959 wurde die LPG „Morgenröte“ in Roßlau gegründet.
Am 1. April 1966 wurde die Fünf-Tage-Arbeitswoche in jeder zweiten Woche bei Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 48 auf 45 Stunden eingeführt.
Im April 1982 wurden die 1919 errichteten Wohnbaracken in der Rosselstraße (Feldstraße) abgerissen.
Zwei Jahre später wurde die HO-Gaststätte "Burgschänke" auf dem Gelände der Roßlauer Wasserburg wiedereröffnet.

Und noch einmal zwei Jahre später wurde im April 1986 der Thälmann-Gedenkstein abgerissen und auf dem Gelände des Ernst-Thälmann-Kindergartens in der Biethe wieder aufgestellt. Wo ist er eigentlich abgeblieben? Auf dem Ernst-Thälmann-Platz (Anhaltiner Platz) wurde daraufhin ein neues, von Albrecht Trieb entworfenes Thälmann-Denkmal aufgestellt, das übrigens sehr einer Reihe weiterer Thälmann-Denkmäler im Bezirk Halle, wie zum Beispiel in Oranienbaum glich.

2. April

Als bei der Wahl des regierenden Bürgermeisters am 2. April 1677 die Reihe wieder an George Windschuh (1633-1713) "als itzo geruheten 3. Bürgermeister" war, lehnte dieser ab, er könne die "Rechnung und Vorstehung der Gemeinde" nicht antreten, da "Er nicht schreiben kan", das Amt falle ihm zu schwer. Dabei war der Leinwebermeister schon seit 1664 im Amt und an der Seite von Lorenz Brand 1660 bis 1668 Kirchenvorsteher, die auch alljährlich Rechnung legen mußten. Klagen über seine Amtsführung sind auch nicht bekannt geworden.
Windschuh schlug deshalb Martin Mewes (Möbes) oder Christoph Beyer vor. Am 22. Juni 1677 wurden daraufhin Christoff Beyer (1634-1681) als neuer Bürgermeister sowie Matthias Backe (um 1607-1686) und Christoff Lanther (1649-1721) als Gemeinsleute (Kämmerer) confirmiert und nachdem sie den "Eÿdt abgelegt" hatten, "zu Fleiß vermahnt".

Friedrich August (1734-1793), der letzte Anhalt-Zerbster Fürst liebte das Militär und hielt in seinem Lande mehrere tausend Soldaten. Auch nach Amerika verkaufte der geldgierige Fürst seine Landeskinder. Nach dem Tode des Fürsten, Bruder der Zarin Katharina II. von Rußland (1729-1796) wurde am 2. April 1793 der Roßlauer Garnison bekannt gemacht, daß Offiziere und Gemeine, sofern sie es wünschen, den Abschied erhalten können.

Am 2. April 1813 erreichten die Preußen bei Roßlau die Elbe. Darüber berichtet Hermann Wäschke in seiner Anhaltischen Geschichte (Teil 3): „Am 2. April, vormittags 9 Uhr, wurde in Dessau das Gerücht verbreitet, daß man vor dem Askanischen Tore Kanonendonner höre. Er schien von Aken her zu kommen, und darum begaben sich einige Bürger nach der Elbe. Nach kurzem Verweilen bemerkten sie auf der Höhe des Schanzenberges drüben einige Offiziere in grauen Überröcken und Husaren. Diese stiegen an das Ufer herab, um über den Strom hin sich mit den Bürgern zu verständigen, ob die Elbe hier passierbar sei, aber der herrschende heftige Wind machte eine Verständigung unmöglich. Als nun gegen 1 Uhr sich größere Truppenmengen am Ufer zeigten, entstand auf die Kunde davon eine wahre Völkerwanderung aus der Stadt nach der Elbe. Es erschienen nun in der Nähe des Zollhauses auf dem jenseitigen Ufer preußische Offiziere, die lebhaft begrüßt wurden. Kanonen wurden aufgefahren und gegen Sonnenuntergang stieß ein Kahn vom jenseitigen Ufer ab, in dem einige Soldaten saßen. Als diese herüber kamen, erkannte man in einem derselben den damals bei dem Leib-Infanterie-Regiment stehenden Leutnant Stockmarr, einen geborenen Dessauer. Da entstand ein fröhlicher Jubel und herzliche Willkommensgrüße wurden ausgetauscht. Schnell wurden nun noch mehr Mannschaften herübergeführt, und abends gegen 7 Uhr begab sich Stockmarr mit einigen Soldaten nach der Stadt, wo noch die letzten Nachzügler der Franzosen von einer Patrouille erhascht wurden. Noch an demselben Abend suchte Stockmarr den Erbprinzen Friedrich auf und überbrachte ihm die Anordnungen des Generals [von Kleist], dann nach 8 Uhr verließ er Dessau wieder mit den Gefangenen und der Beute.“
Stockmarr wurde nicht in Dessau geboren, besuchte aber hier die Herzogliche Hauptschule. August Ludwig Stockmarr wurde am 20. Juni 1794 in Salegast bei Jeßnitz geboren und starb hochgeehrt am 3. November 1889 in Dessau im 96. Lebensjahr. Der 1867 als Generalleutnant aus dem preußischen Militärdienst Ausgeschiedene ist Ehrenbürger der Stadt Dessau-Roßlau.

3. April

In aller Eile errichteten preußische Soldaten unter der Leitung von Hauptmann von Reiche vom Generalstab am 3. April 1813 auf den Stümpfen der 1806 niedergebrannten Elbbrücke des Fürsten Franz eine Notbrücke, die in der Nacht vom 04. zum 05. April fertiggestellt wurde. Auf der Dessauer Seite wurde ein später heiß umkämpfter Brückenkopf errichtet.

Am 3. April 1904 wurde die auf Initiative des stellvertretenden Stadtverordnetenvorsitzenden Ludwig Lipmann (nach 1830-1909) gegründete städtische Volksbibliothek im Stadthaus (Große Marktstraße 1) mit einem ausgewählten Bücherbestand von 556 Bänden feierlich eröffnet. Ihm zu Ehren heißt die Stadtbibliothek heute Ludwig-Lipmann-Bibliothek.

Es war eine schöne Aktion, an die sich die damals teilnehmenden Schüler noch gern erinnern. Auf der Elbseite der neuen Umgehungsstraße/ Südstraße wurden unter Anleitung des damaligen Bürgermeisters Erich Kröber (1919-2002) junge Kastanien gepflanzt und kräftig angegossen. Und sie entwickelten sich auch prächtig. Dann rückte aus fernen Landen die so genannte Kastanienminiermotte ein. Am 3. April 2004 fand die erste Aktion zur Rettung der Kastanien in der Südstraße statt. Die Bekämpfung erfordert allerdings Beharrlichkeit. Wird die Stadt, wird die Ortschaft diese aufbringen?

4. April

Zu diesem Zeitpunkt hieß es noch nicht SERO, aber die Sekundärrohstoffe spielten in der rohstoffarmen DDR schon immer eine wichtige Rolle. Auf diesem Gebiet war das Land führend. Am 4. April 1960 wurde die Annahmestelle für Flaschen und Gläser in der Poetschstraße 26 eröffnet. Früher befand sich in den sehr schmalen Geschäftsräumen die Fleischerei Karl Grüneberg.

Wir gratulieren "Augenoptiker Rieckhof" zum „Geburtstag“. Vor 21 Jahren, am 4. April 1994 wurde das Fachgeschäft in der Goethestraße 25 eröffnet. Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg im Dienste der Kunden, unserer Mitbürger.

Mit einem Richtfest wurde am 4. April 1997 die Verdichtungsbebauung in Waldesruh abgeschlossen. Anschließend wurde ein schönes Nachbarschaftsfest gefeiert. Die Siedlung Waldesruh wurde nach der Übernahme von der Oberfinanzdirektion Hannover Roßlaus erstes „Westviertel“ und begründete den Ruf der Stadt als erfolgreicher Wohnungsbaustandort.
                       
Es ist erst zehn Jahre her, aber schon längst wieder Vergangenheit. Der Ruf nach einer öffentlichen Toilette auf oder in der Nähe des Schillerplatzes war unüberhörbar geworden, so dass sich Handwerk und Gewerbe der Stadt des Problems annahmen und scgräg gegenüber von der Sparkasse auf einem ursprünglich zur Schule gehörenden Grundstück ein Toilettenhäuschen errichteten. Am 4. April 2005 wurde der Probebetrieb der öffentlichen Toilette in der Uhlandstraße aufgenommen.
Leider wurde die Anlage öfter zerstört als genutzt, so dass sie nach nicht einmal zehn Jahren Betrieb wieder geschlossen werden mußte.

5. April

Das Gleisdreieck stellt den höchsten Punkt in der Roßlauer Innenstadt dar. Dort standen früher zwei Windmühlen, die im 20. Jahrhundert durch Holländerwindmühlen ersetzt wurden. Die Veranlassung setzte wohl ein großer Brand. Am 5. April 1887 brannte die Kotzesche Windmühle vollständig nieder.

Auch heute können wir zu einem Firmengeburtstag gratulieren: Am 5. April 1994 wurde das Bauunternehmen Jander & Rien GbR in der Meinsdorfer Sandbreite gegründet.

6. April

Am 6. April 1908 wurde in der Dessauer Straße 38 Elsbeth Arnold als Tochter des Bürobeamten Adolf Kurt Arnold und seiner Frau Berta Ottilie geb. Kunke geboren. Elsbeth Arnold gehörte „bereits im ganz frühen Tonfilm um 1931 zu den begabtesten und hübschesten jungen Darstellerinnen des deutschen Films“ (E. D. Holsiepe). Sie starb im Jahre 1960 in Berlin-Wilmersdorf.

Vor 15 Jahren am 6. April 2000 trat zum ersten Male der vom Bürgermeister initiierte Roßlauer Wirtschaftsstammtisch im Rathaus zusammen. Daraus entstand bald der Wirtschaftskreis Roßlau e.V.

7. April

Caspar Werder verkaufte am 7. April 1472 unter Bürgschaft seines Bruders Diederich und seines Vetters Gehre den Fürsten Albrecht und Adolf zu Anhalt alljährlich 1/2 Wispel Hafer auf 6 Jahre bei Claus Matthiese und Grasse Hakeboren zu Roßlau.
Ein Wispel ist ein Getreidemaß, das 24 Scheffel enthält. Der Scheffel wiederum faßt 16 Metzen und entspricht reichlich 50 Litern.
Claus Matthies und Erasmus Hakeborn sind damit die ältesten namentlich bekannten Einwohner Roßlaus.

Am 7. April 1925 informierte Bürgermeister Albert Donnepp (1870-1958) den Gemeinderat über die Fertigstellung des Wanderwegs zur Schlangengrube. Er wurde teilweise mit Schlacke aus der Strontian- und Pottaschefabrik hergestellt, was wiederum die Baukosten senkte. Sie betrugen insgesamt 1.734 M.

8. April

Fast entsetzt schrieb die Roßlauer Zeitung am 8. April 1923 (Nr. 81): "Die Spargelkultur in Anhalt geht zurück. Bei Zerbst und Cöthen sind große Spargelbreiten umgearbeitet, an ihre Stelle sollen Getreidefelder treten, deren Anbau gewinnbringender ist, indem sie weniger Arbeit verlangen." Erst heute können wir sagen, dass die Spargelkulturen ihre einstige Größe wieder erreicht haben.

Am 8. April 1995, also vor 20 Jahren luden die Stadträte Günther Hinz und Reiner Schnabel  zu einer Frühjahrsputzaktion im Biethe-Wald, an der etwa 30 Helfer teilnahmen. Dabei wurde sogar ein alter Grenzstein aus der Zeit der Aufteilung des erloschenen Fürstentums Anhalt-Zerbst entdeckt.
Es wäre schön, wenn derartige Aktionen jährlich stattfänden. Aber wie schon 1995 fänden sie auch regelmäßig ihr jähes Ende, denn die Unvernunft der Zeitgenossen ließ und läßt nicht nur die Biethe rasend schnell vermüllen.

9. April

Am 9. April 1547 kehrte der Reformator Philipp Melanchthon (1497-1560) mit seiner Familie von einer längeren Reise nach Zerbst zurück und reiste über Roßlau nach Wittenberg.

Am 9. April 1813 zogen der Führer des preußischen Armeekorps, Johann Ludwig David General von Yorck (1759-1830) und der russische General Ludwig Adolph Peter von Wittgenstein (1769-1843) mit einem großen Teil ihrer Truppen durch Roßlau nach Dessau, in deren Gefolge sich auch der Generalquartiermeister Hans Karl von Diebitsch (1785-1831) befand.

10. April

Am 10. April 1293 schafften die Grafen Albrecht I. (+ 1316) und Bernhard II. (+ nach 1323) von Anhalt in Gemeinschaft mit dem Abte Konrad von Nienburg die slawische Sprache als Gerichtssprache ab.

Ein Schadensfeuer in der Chemiefabrik des Anhaltischen Fabrikvereins zerstörte am 10. April 1858 das ganze Destillationsgebäude und die Ockerschlämmerei, wobei allein 10.000 Taler Gebäudeschaden entstand.

Zur Verbreiterung der Kreisstraße wurden am 10. April 1964 in der Dessauer Straße die Bäume gefällt. Der Straßenausbau war Ende August 1964 abgeschlossen. Bäume erhielt die Straße erst wieder Ende der 1990er Jahre im Zusammenhang mit dem grundhaften Straßenausbau.

11. April

Als Ermgart (Irmgard) Burggräfin von Kirchberg und Äbtissin von Quedlinburg (1379-1405) am 11. April 1382 Elisabeth von Henneberg (1351-1423), die Witwe des Fürsten Johann II. von Anhalt (um 1340-1382), mit Haus und Stadt Roßlau zu ihrer Leibzucht belehnte, da wurde Roßlau erstmals als Stadt erwähnt: "... tho einer liefftucht, dat is dat guth Rosslaw, hus und stat, mit aller pflichte, geistlich ader werltlich, an dem richte, alen dorperen, alm velden und alm water...". Wir müssen aber davon ausgehen, dass damit noch keinesfalls ein Gemeinwesen mit allen damals üblichen städtischen Rechten und Gerechtsamen gemeint war. Erst langsam errang Roßlau Stadtrecht, offiziell erst am 1. August 1603.

Auch das gab’s in Roßlau (wie in der ganzen DDR): Am 11. April 1960 eröffnete die Handelsorganisation (HO) Roßlau in der Luchstraße 10 ihren zentralen HO-Ausleihdienst. Hier konnte alles ausgeliehen werden, was dem einzelnen Bürger noch nicht möglich war käuflich zu erwerben, weil der Geldbeutel zu schmal oder das Warenangebot zu dürftig war. Zu den ausleihbaren Dingen gehörten auch Zelte, Boote, Mopeds, Staubsauger u.a. Da sage noch einer, die DDR sei kein moderner Staat gewesen. Heute ist Car Sharing eine moderne und zunehmend populäre Methode der Umweltschonung.

Auf Initiative von Sophie und Vinzent Antal fand am 11. April 1999 im Roßlauer Ratssaal ein Kinderkonzert zugunsten der Musikschüler von Nementschine statt. Die Annahme der Spende von über 600,- DM wurde später und nach mehreren Ansprachen endgültig Ende November 1999 vom Bürgermeister der Stadt Nementschine verweigert. Das war nicht nur enttäuschend, es war auch nur vier Jahre nach Besiegelung der offiziellen Städtepartnerschaft leider der Beginn eines wachsenden Desinteresses der politischen Stadtführung in Litauen.


12. April

Am Beginn des dritten Roßlauer Kirchenbuchs (1805-1825) finden sich einige chronologische Notizen, u.a.: „Im Jahre 1811. am 1ten März: wurde der Codex Napoleon, statt der alten Gesetze, in Kraft gesetzt.“ Das führte dazu, dass auch das Amt eines Friedensrichters im Herzogtum Anhalt-Köthen und damit auch in Roßlau eingeführt wurde. Erster Roßlauer Friedensrichter wurde Wilhelm Ludwig Schröder, der am 12. April 1811 erstmalig erwähnt und am 14. April 1812 Districtrichter genannt wurde.

Am 12. April 1997 eröffnete Christou Pantelis in der Luchstr. 15 sein griechisches Spezialitätenrestaurant "Athen", das sich schnell großer Beliebtheit bei den Roßlauern und ihren Gästen erfreute. Eine Vorab-Eröffnung fand wohl schon am 23. März 1997 statt.
Leider zerstörte am 8. Juli 2014 ein großes Schadensfeuer die Gaststätte am Luchplatz, die unter Christou Pantelis‘ Nachfolger „Nikopolis“ heißt und mit der Silvesterfeier 2014 in den Räumlichkeiten des ehemaligen chinesischen Restaurants wieder eröffnet werden konnte. 

Vom 12. bis 21. April 1945 befand sich in der Pi-Schule Roßlau das Oberkommando der 12. Armee unter General Walther Wenck (1900-1982). Er führte den Hitler-Befehl zum Entsatz von Berlin nicht durch, sondern versuchte so viele deutsche Soldaten wie möglich vor einer sowjetischen Kriegsgefangenschaft zu bewahren und sie dagegen in amerikanische zu führen.
Der Förderverein für das Militärhistorische Museum Anhalt und die AG Heimatgeschichte Roßlau im Anhaltischen Heimatbund laden am Freitag, 17. April 2015, 17.00 Uhr aus Anlaß der 70. Wiederkehr des Kriegsendes und der Befreiung vom Hitlerfaschismus in die ehemalige Pi-Schule (heute Technisches Rathaus) zu einem Vortrag von Harald-Uwe Bossert aus Potsdam über die Armee Wenck ein.

13. April

Aus Anlass der Tagung der Bezirks-Versammlung der Anhaltischen Stenographen-Vereine, Einigungssystem Stolze-Schrey am 13. und 14. April 1907 im Gasthof zum „Deutschen Kaiser“ führte der Stenographen-Verein „Konkordia“ ein Wettschreiben durch.

In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 13. April 1923 berichtete Bürgermeister Albert Donnepp (1870-1958), daß die Kreisstraße Roßlau-Dobritz fertiggestellt ist und die Stadt dazu noch einen Restbetrag von 25.000 Mk. zu zahlen hat, daß 144 männliche und 70 weibliche Personen beschäftigungslos sind und von ihnen 85 männliche und eine weibliche Person Unterstützung vom Magistrat beziehen, daß die Arbeitslosen am 12. April 1923 im Gasthof "Zur Krone" eine Initiative zur Verbesserung ihrer Lage durch Arbeitsbeschaffung gegründet haben, daß die Hundesteuer erhöht werden muß und daß der Mühlenbuschsportplatz jetzt bespielbar ist, aber noch Aborte und eine Gerätekammer fehlen.

14. April

Anfang April 1913 konnte eine Bande von Wilddieben verhaftet werden, die vier Jahre lang in großem Stile Gastwirte in Dessau und Roßlau mit Wildbret belieferten. Einer der sechs mutmaßlichen Wilddiebe erschoß sich bei der Verhaftung und entzog sich damit Gerichtsverhandlung und Bestrafung – der Roßlauer Schanzenhauswirt. Es handelte sich dabei vermutlich um Karl Winter.

Der Anhalter Anzeiger berichtete am 14. April 1911 (Karfreitag), dass der Bau des zweiten Kinematographen „ziemlich vollendet“ ist. „Die Räume des Baakeschen Hauses, welche früher von der Landesbank ermietet waren, werden in ein Lichtbildtheater umgewandelt, welches für 180 Personen Platz bieten wird. Heute wird man die letzte Hand an den Umbau anlegen; denn die Eröffnung des neuen Kinos soll am zweiten Osterfeiertage erfolgen.“ Es handelte sich hierbei um das Lichtspieltheater C.T. „Central-Theater“ am Friedrichsplatz (heute Anhaltiner Platz) in der Dessauer Str. 2, in dem später „Kintopp-Grete“ das Regiment führte. Dazu können wir Klaus Tonndorfs „Neie Roßlooer Jeschicht’n“ empfehlen.
Das den meisten Roßlauern noch bekannte Kino an der Rossel wurde erst Mitte der 1930er Jahre als U.T.-Lichtspiele eröffnet.
Die erste „Vorführung lebender Photographien“ fand im Februar 1897 im "Goldenen Löwen" statt. Dem folgten in rascher Folge Kinematographen-Vorstellungen in allen größeren Sälen der Stadt.
Das erste Kinematographen-Theater befand sich auf dem Hof der späteren Fleischerei Rückert in der Hauptstr. 135.

15. April

Am 15. April 1929 wurde mit den Erdarbeiten für den Neubau des vom Dessauer Architekten Kurt Elster entworfenen Gebäudekomplexes Stadtsparkasse/ Stadtbad (Warmwasserbadeanstalt) in der Lessingstraße (heute Uhlandstraße) begonnen. Bereits am 25. Januar 1930 konnten beide Häuser feierlich eingeweiht werden.

Die Stadt Roßlau (Elbe) gewann am 15. April 2004 beim Fahrradwettstreit der DAK mit 101 Teilnehmern, die insgesamt 172,7 km radelten, während 53 Teilnehmer in Zerbst 102,3 km absolvierten.

16. April

Nach dem verheerenden Angriff auf die Stadt Zerbst am 16. April 1945, als das „Rothenburg des Nordens“ für immer in Schutt und Asche sank, attackierten amerikanische Jagdbomber den mit Munitionszügen belegten Roßlauer Güterbahnhof, der dabei fast völlig zerstört wurde. Die Detonationswellen verursachten hohe Sachschäden in der Stadt. Ein Zug mit der V-Waffe konnte noch rechtzeitig auf ein Abstellgleis gezogen werden.

Am 16. April 1999 wurde der Spielmannszug Blau-Weiß Roßlau e.V. gegründet. Der jüngste Roßlauer Verein hatte auch den jüngsten Vereinsvorstand, was auch heute 16 Jahre später immer noch zutreffen dürfte.

17. April

Im Jahre 1849 hatten die Gebr. Sachsenberg auf dem 1847 in der Hauptstraße bezogenen Betriebsgelände eine Eisengießerei errichtet. Nun wurden kleine Dampfmaschinen, Dampfkessel und Spiritusbrennereieinrichtungen hergestellt. Damit hatte das Unternehmen den Rahmen eines Handwerksbetriebes endgültig verlassen, weshalb die Brüder am 17. April 1851 an die Regierung, Abteilung des Innern in Köthen einen Antrag auf "Erteilung einer Concession zum Betriebe unserer Eisengießerei und Maschinenbauanstalt" stellten. Die Handels- und Gewerbekommission in Roßlau wurde zunächst angehört und befürwortete den Antrag uneingeschränkt, da „das industrielle Unternehmen der Gebrüder Sachsenberg sowohl in gewerblicher Hinsicht, als auch im Interesse des allgemeinen Nahrungsstandes der Gemeinde, bis jetzt nur eine wohltätige Wirkung ausgeübt hat, ohne daß dadurch die Berechtigungen anderer hiesiger Gewerbetreibenden nur im entferntesten gefährdet worden wären“. Daraufhin wurde am 15. September 1851 die Konzession erteilt. Gemäß der Concessions-Urkunde war das Unternehmen nun berechtigt:
„a) Roheisen und andere Metalle durch Umschmelzen zu Gußwerk in Form von Maschinenteilen, Geräten pp. zu verarbeiten,
b) Maschinen und Apparate aller Art, deren wesentliche Teile aus Eisen bestehen, zu erbauen und zu reparieren, auch Reparaturen an solchen Maschinen und Maschinenteilen, welche von dritten Personen erbaut und gefertigt sind, vorzunehmen,
c) Gehilfen derjenigen Handwerke und Künste in den Werkstätten zu beschäftigen, deren Arbeiten zur unmittelbaren Erzeugung und Fertigmachung der sub a. u. b. genannten Fabrikate pp. notwendig sind.“
Auf der Dessauer Gewerbeausstellung 1851 erhielten die Gebr. Sachsenberg eine goldene Medaille.

Im gesegneten Alter von 88 Jahren verstarb am 17. April 2001 Frau Lisbeth Brandt, die profundeste Kennerin der Roßlauer Stadt- und Familiengeschichte des 20. Jahrhunderts.
Lisbeth Emilie Karoline Brandt wurde am 18. August 1912 in Roßlau als Tochter des Roßlauer Buchdruckereibesitzers Johannes Otto Richard Brandt (1882-1947) und der Martha Marie Dürre (1884-1978) geboren. Nach dem Besuch des Antoinetten-Lyzeums in Dessau arbeitete sie von 1929 bis zur Pensionierung im elterlichen Buchdrucker- und Buchbinder- sowie Papierwaren-Geschäft in der Goethestraße, Ecke Mörikestraße. Sie gehörte zu den Gründern und (nach der Wende) Wiedergründern des Fläming-Wandervereins. Ihr Gedächtnis war phänomenal und in Roßlau unübertroffen. Wer sie kennenlernen durfte, wird die liebenswürdige und sehr bescheidene Frau mit den Augen voller Neugier in dankbarer Erinnerung bewahren.

18. April

Am 18. April 1990 kam zum    9. und letzten Male der Runde Tisch des Kreises Roßlau zusammen. Unter Leitung des NEUEN FORUM ROSSLAU und der NDPD (es ging reihum nach dem Alphabet) wurden die Themenschwerpunkte Wahlen und Bildung des Regierungsbezirkes Anhalt behandelt. Obwohl das FORUM weiteren Handlungsbedarf für den Runden Tisch sah, löste er sich zum Ende der Sitzung auf. Der Kommunalwahlkampf hatte die Oberhand gewonnen.

Im Speisesaal der Roßlauer Schiffswerft fand am 18. April 1994 das 1. Sparkassen-Forum der Sparkasse Anhalt-Ost statt. Dazu war der ehemalige sowjetische Diplomat und Buchautor Valentin Michajlowitsch Falin eingeladen worden, der über die aktuelle wirtschaftliche und politische Entwicklung in Rußland sprach. Zu Gast war auch Sachsen-Anhalts Finanzminister Dr. Joachim Kupfer.

19. April

Am 19. April 1813 hob Generalleutnant Friedrich Emil Ferdinand Heinrich Graf von Kleist (1762-1823) die Belagerung von Wittenberg auf und bezog in Roßlau sein Hauptquartier.

Es war der erste und vorerst auch letzte Tag der Denkmalpflege in Roßlau, der 19. April 1989. Den Auftakt bildete am Vorabend die Veranstaltung "Ein Abend im Denkmal" auf dem Burggelände. Dabei gründeten Roßlauer Bürger unter Leitung von Jochen Wolf die IG "Burg Roßlau", um sich für den Erhalt der Roßlauer Wasserburg einzusetzen. Als erstes wurde ein Kohlenkeller entrümpelt und nach einer archäologischen Grabung als Versammlungsraum hergerichtet. Anläßlich des 5. Roßlauer Burgfestes wurde der Burgkeller am 5. Oktober als "Schpinnstobbe" eingeweiht.
Am 14. September 1997 beteiligte sich die Stadt Roßlau erstmals am Tag des offenen Denkmals, führte quasi wieder ihren Tag der Denkmalpflege durch.

20. April

Der 20. April 1840 war ein Ostermontag, als ein Personendampfer der Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie von Magdeburg zum Elbhaus bei Dessau auf eine erste Ausflugsfahrt ging. Selbst die herzogliche Familie fuhr hinaus, um das Schiff zu besichtigen und schließlich gar ein Stück der Elbe entlang bis Roßlau mitzufahren. Weiter ging es leider nicht, denn die Takelage und der hohe Schornstein des Dampfers hinderten eine Durchfahrt durch die Elbbrücke.

Am 20. April 1961 wurde in der Poetschstraße 30 eine Näh- und Bügelstube eröffnet. Sie hielt sich aber nicht lange. Genäht und gebügelt wurde lieber zu Hause.

Es gab ihn schon eine ganze Weile, den „Russenklub“ im Rotdornweg. Aber dann wurde es ganz offiziell, denn am 20. April 1976 wurde er als Arbeiterjugendklub "IX. Parteitag der SED" eröffnet. Er erfreute sich bei der Jugend großer Beliebtheit, die aber schlagartig abflaute, als die Mauer fiel. Braunschweig, Hannover oder der Ku’damm waren spannender als ein Jugendklub in einer Baracke. Eine Weile kämpfte das Kulturamt gegen den Trend. Doch wo die Nachfrage zu wünschen übrig läßt, muß das Angebot geändert werden. Als die Schließung des Klubs beschlossen war, gab es noch eine große Abschiedsparty. Es war proppevoll, und alle trauerten der Institution nach, der sie doch selbst das Ende bereitet hatten.

Es gehörte zum Spiel wie die Eier zu Ostern oder der Christbaum zu Weihnachten: Nach dem Spiel zogen die Mannschaften durch das Zuschauerspalier und durften sich anerkennende wie weniger anerkennende, eher höhnische Worte anhören. Nie gab es Ausschreitungen oder Angriffe. Es gehörte halt dazu in der großen Roßlauer Fußballfamilie. Aber als Roßlaus Germanen sich anschickten in der Landesliga zu kicken, schlug der Fußball-Verband zu. Die Sicherheit der Fußballer ist nur gewährleistet, wenn sie einen eigenen Zugang zum Spielfeld (und zurück) haben. 300.000 Euro kosteten diese von keiner Regierung und keinem Ordnungsamt aufgestellten Forderungen. Am 20. April 2002 wurde der Anbau am Vereinshaus des SV Germania 08 Roßlau e.V. eingeweiht.

21. April

Wer redet heute eigentlich noch über die Zwangsvereinigung von SPD und KPD? In Thüringen, dem Mutterland der SPD (Eisenach und Gotha) trägt diese die Kommunisten, ist Rot-Rot gar kein Zwang. Am 21. April 1946 vereinigten sich im Saal von "Kurth's Ballhaus" in der Dessauer Str. 85 die Ortsgruppen von SPD (Ortsvorsitzender Paul Fricke) und KPD (Ortsvorsitzender Otto Holz) zum Ortsverband Roßlau der SED. Für die musikalische Umrahmung sorgte übrigens Siegfried Bethmann (1915-1993) mit der Roßlauer Stadtkapelle.

Zwanzig Jahre ist es jetzt schon her. Aber wegen der Kurzlebigkeit der Jugendzeit und der damit verbundenen Interessen scheint das Jubiläum niemanden zu rühren. Oder liegt es daran, dass er zu wenig öffentliche Aufmerksamkeit genießt? Am 21. April 1995 wurde das Jugend- und Freizeitzentrum „Blitzableiter“ im ehemaligen Armenhaus der Stadt Roßlau, Am alten Friedhof 8, feierlich eingeweiht. Wir danken der Arbeiterwohlfahrt für ihr nun schon 20 Jahre währendes Engagement für unsere Jugend und wünschen auch für die nächsten 20 Jahre viel Kraft, Stehvermögen und immer ein paar Cent in der Portokasse.

In neun Gemeinden des Landkreises Anhalt-Zerbst wurden am 21. April 2002 Bürgeranhörungen über eine mögliche Eingliederung in die Stadt Roßlau (Elbe) im Rahmen der Verwaltungs- und Kommunalreform des Landes Sachsen-Anhalt durchgeführt. Für eine Eingliederung sprachen sich mehrheitlich die Wähler der Gemeinden Bräsen, Brambach, Hundeluft, Jeber-Bergfrieden, Ragösen, Serno und Stackelitz aus. An der Ablehnung der Gemeinde Thießen scheiterte schließlich das gesamte Vorhaben. Heute sind Brambach und Roßlau Ortschaften der Doppestadt Dessau-Roßlau. Und die weiteren an der Abstimmung beteiligten Rosseltal-Gemeinden gehören heute zur Stadt Coswig (Anhalt).

Ergebnisse der Bürgerbefragungen vom 21.04.2002:                         

Gemeinde
Wahlbeteiligung
Dafür
Dagegen
Ungültig
Bräsen
77,1%
84 (77,8%)
23 (21,3%)
1 (0,93%)
Brambach
54,8%
124 (65,3%) 
60 (31,6%)
6 (3,2%)
Bornum
47 (17,6%)
172 (62,3%)
48
Hundeluft
71,6%
129 (72,1%)
47 (26,3%)
3 (1,7%)
Jeber-Bergfrieden
63,8%
220 (57,9%)
155 (40,8%)
5 (1,3%)
Ragösen
74,9%
92 (60,5%)
60 (39,5%)
0
Serno
61,1%
157 (66,2%)
76 (32,1%)
4 (1,7%)
Stackelitz
61,9%
58 (51,8%)
46 (41,1%)
8 (7,1%)
Thießen
67,5%
145 (33,1%)
291 (66,4%)
2 (0,5%)


Die Gemeinde Bornum sprach sich dagegen für die selbständige Angehörigkeit zu einer Verbandsgemeinde aus. Heute ist sie Ortschaft der Einheitsgemeinde Stadt Zerbst/Anhalt.

22. April

Beim Artilleriebeschuß der Roßlauer Übungsplätze durch amerikanische Truppen fielen am 22. April 1945 die ungarischen Pioniere Ferenc Kobar und Nandor Stipkowitz durch Granatsplitter.

Was war da für eine Kraft in der Wende für die Stadt Roßlau entstanden? Überall war das Neue Forum Roßlau in der Stadt präsent?
Am 22. April 1990 veranstalteten die Aktivisten der Wende ein vielbesuchtes Kinderfest auf dem Ernst-Thälmann-Platz und bewiesen damit ihre Potenziale zur erfolgreichen Mitarbeit an der Erneuerung der Stadt. Nie wieder ist es einer politischen Partei in Roßlau gelungen, so viele eigene Mitglieder für Aktivitäten zugunsten der Roßlauer Einwohner zu begeistern, noch so viele Roßlauer für eine solche Aktion auf die Straße zu holen.

Der 22. April 2004 war ein sehr trauriger Tag für die Stadt: Ab diesem Tage wurden im Krankenhaus Roßlau keine Patienten mehr aufgenommen.

23. April

Am Morgen des 23. April 1904 war in Roßlau mehrere Stunden lang Geschützdonner zu hören, der vom Truppenübungsplatz Altengrabow herüberkam, wie die Roßlauer Zeitung tags darauf zu berichten wußte. Da war der Übungsplatz gerade zehn Jahre alt geworden. Er war aber so groß, dass auch mit schwerster Technik geschossen werden konnte.

41 Jahre später war wieder Geschützdonner zu hören. Der Krieg war mitten in Deutschland angekommen. Am 23. April 1945 endeten die Kämpfe um die Gauhauptstadt Dessau mit Kämpfen an Mulde und Elbe. Die Stadt war befreit. Jetzt schoß sich amerikanische Artillerie von der Dessauer Seite aus auf den Roßlauer Wasserturm ein,  die Pionierkaserne zu beschießen. Dabei kamen drei Roßlauer, drei Flüchtlinge (im „Deutschen Kaiser“), ein polnischer Fremdarbeiter und einige ungarische Soldaten (Honveds) ums Leben. Dabei wurde  auch die Holländermühle zerstört. Das ist aber nicht jenes Gebäude, das wir so bezeichnen, denn diese Holländermühle ist nie vollendet worden. Gegenüber stand aber eine Holländermühle, die auch ihren Dienst tat. Heute befindet sich an der Stelle  der etwas höher gelegene Teil der Kleingartenanlage.
Um 16.40 Uhr meldete ein Artilleriebeobachter des 36. Arm.Inf.Rgt. der US-Army vom Flugzeug aus, dass die Eisenbahnbrücke gesprengt worden ist. Dabei waren die beide äußeren (landseitigen) Joche gesprengt worden. Sie wurden nach dem Krieg mit Brückenmaterial der Wehrmacht repariert. Deshalb bestand die Brücke nicht mehr nur aus den schönen Rundbögen, sondern hatte rechts und links außen eckige Brückenbögen erhalten. 

Vor zehn Jahren, am 23. April 2005, gewann die erste Männermannschaft des HV Jahn Roßlau mit einem furiosen 26:20-Erfolg gegen den PSV Halle und kehrte damit in die Oberliga zurück. Dafür war schließlich auch die Elbe-Rossel-Halle gebaut und 1999 mit einem Handballspiel eingeweiht worden.

24. April

Zuletzt diente das alte Haus noch den Pfadfindern als „Abendaufenthaltsort und Heim“. Dann hatte es aber endgültig ausgedient. Am 24. April 1917 wurde das noch von der früheren Amtsziegelei stammende Haus an der Ecke Süd- und Friedrichstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße) abgerissen und anschließend die Zufahrt von der Südstraße verbreitert.

In einer beispiellosen Großaktion wurde am 24. April 2004 das gesamte Krankenhaus Roßlau mit etwa 100 Patienten nach Zerbst verlagert. Damit hörte das Krankenhaus nach fast 59jährigem, segensreichem und sehr erfolgreichem Wirken auf zu bestehen.
Heute steht das gesamte Objekt leer, und keiner weiß, was daraus werden soll.

25. April

Auf der Roßlauer Burg verstarb am 25. April 1563 Maria (1538-1563), die Schwester von Fürst Joachim Ernst von Anhalt (1536-1586). Sie hatte am 25. März 1559 in Barby Albrecht V. von Barby (1534-1586) geheiratet und hinterließ ihm nur zwei Töchter. Juliane heiratete einen Grafen von Hohenstein und starb nur vier Jahre nach ihrem Vater. Und Maria (1563-1619) war zunächst mit Josias von Waldeck-Eisenberg und nach dessen Tode mit Georg III. von Erbach (1548-1605) verheiratet. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen die Tochter Elisabeth Juliana (1600-1640) mit dem Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, Generalfeldmarschall Johan Banér (1596-1641) verheiratet war.
Maria von Barby war bei ihrer Schwägerin Agnes (1540-1569) zu Besuch, als sie in Roßlau starb. Ihr Mann Albrecht und die Gemahlin ihres Bruders Joachim Ernst waren Geschwister und Kinder des Grafen Wolfgang I. bzw. des Älteren von Barby (1485-1564).

 

Der 25. April ist der Sankt Marx-Tag, wie es auf einem Kupferstich über die Schlacht an der Elbbrücke am 25. April 1626 heißt, der Tag des heiligen Evangelisten Markus. Über diese Schlacht ist schon viel berichtet worden. Die AG Zinnfiguren legte der Stadt Dessau zur 775 Jahrfeier ein großes, ja monumentales Zinnfiguren-Diorama der Schlacht auf den Gabentisch. Dieses konnte am 25. April 2001 anläßlich der 375. Wiederkehr dieser äußerst blutigen Schlacht des Dreißigjährigen Krieges in Roßlau unter dem Motto „Die Luft voll roter Pulverglut“ und zur Anhalt|800-Feier in der Dessauer Marienkirche gezeigt werden. Für die Roßlau|800-Feier im August wird gerade ein völlig neues Diorama gebaut, so dass wir schon heute auf die Eröffnung der Sonderausstellung am Mittwoch, 26. August 2015 auf dem Luchplatz gespannt sein dürfen.
Der Mühlstedter Pastor Johann Rudolf Marci (1692-1775) schrieb seinerzeit ein Chronostichon auf die Schlacht an der Roßlauer Elbbrücke (die eigentlich die Dessauer heißt) am 25. April 1626 in seinen 1747 in Coswig erschienenen „Memorabilia Roslaviensia Oder Roßlauische Merckwürdigkeiten“:

ArDens RosLaVIæ pVgna & tot fVnera fInes
NobILItant, qVanDo fortIor hostIs aDest:

Das heißt so viel wie: Ein brennender Kampf und so viele Todesfälle machten die Gefilde Roßlaus bekannt, als einst ein stärkerer, gewaltsamerer, ziemlich starker Feind da war.
Ein Chronostichon ist ein Chronogramm in Versform, was wiederum soviel wie „Zeitinschrift“ heißt.. In einem lateinisch, häufig in Versform abgefaßten Satz wird ein historisches Ereignis gewürdigt. Und wenn die römischen Zahlbuchstaben im Text erscheinen, so ergeben sie die Jahreszahl des geschilderten Ereignisses.

Machen wir die Probe aufs Exempel und ermitteln die Jahreszahl des Marci-Zweizeilers:
Ermittlung der Jahreszahl:  
D + L + VI + V + V + I = 567
I + LI + V + D + I + I + D = 1059
= 1626

26. April

Am 26. April 1545 informierte Fürst Joachim von Anhalt (1509-1561) seinen Bruder Georg III. (1507-1553), dass der Diebstahl am Hab und Gut des Roßlauer Pfarrers Jacob Steyrer (1496-1569) aufgeklärt und der Dieb „zu Roßlau gefangen gesetzt“ wurde. Über das beabsichtigte Vorgehen schreibt Fürst Joachim: „Wir haben aber heut den amptman anher vorschrieben, mit ihme zu schließen, wie man es mit den gefangenen furnehmen wolte, und was beschlossen würde, sol euer lieben zum forderlichsten und unvorhalten vormeldet werden."

Am 26. April 1977 konnten die Arbeiten an der Um- und Neugestaltung der Gedenkstätte für
die Verfolgten des Naziregimes vor dem Roßlauer Kino in der Hauptstraße beendet werden. Nach der Wende wurde der Gedenkstein umfassend überarbeitet, aber insgesamt wird es Zeit, dass die Gedenkstätte einer neuen Gestaltung unterzogen wird, da inzwischen das ehemalige Kino einen privaten Eigentümer gefunden hat und der Gedenkort sehr zu wünschen übrig läßt.
 
Vor 20 Jahren, am 26. April 1995, seinem 90. Geburtstag wurde der verdienstvolle Ornithologe Ernst Kolbe für sein Lebenswerk in das Ehrenbuch (Goldenes Buch) der Stadt eingetragen.

Sachsen-Anhalts Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe legte vor 15 Jahren am 26. April 2000 den Grundstein für den Neubautrakt am Alten- und Pflegeheim Lukoer Straße. Damals hieß es noch, dass im Gegenzug das hintere Bettenhaus abzureißen wäre. Heute sind wir froh, es nicht getan zu haben, denn die Nachfrage hält weiter an.
Was lehrt uns das? Landespolitiker machen Landes- und nicht Kommunalpolitik!

Der Roßlauer Stadtrat beschloß am 26. April 2001 die Verhandlungen mit der Stadt Dessau abzubrechen, nachdem am 13. September 2000 das einzige Gespräch zwischen den Verwaltungsspitzen beider Städte stattgefunden hatte und die dabei vereinbarte Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe nicht zum Tragen kam. Statt dessen sollten die Gespräche mit den Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Rosseltal intensiviert werden. Am 2. September 2001 sollte dann ein Bürgerentscheid zur Frage der Selbständigkeit der Stadt Roßlau stattfinden.

27. April

Der Roßlauer Güterbahnhof wurde 1877 in Betrieb genommen. Er wuchs dann Jahr für Jahr zu einem der größten Umschlagsplätze in Mitteldeutschland heran. Roßlau war Eisenbahnerstadt geworden. Die Roßlauer Zeitung berichtete am 27. April 1901: „Die Eisenbahnbrücke am Mühlenbusch ist jetzt verbreitert worden, und die Aufschüttungen am Bahndamm haben wieder begonnen. Damit erreicht die Erweiterung des Güterbahnhofs ihr Ende.“

44 Jahre später hatten amerikanische Bomber (am 16. April) den Güterbahnhof schwer getroffen. An einen ordentlichen Bahnbetrieb war nicht mehr zu denken. In der Nacht vom 27. April 1945 auf den 28. April wurde der letzte Dienst im zerstörten Bahnbetriebswerk Roßlau durchgeführt. Erst am 3. Mai nahmen Bahnarbeiter wieder ihren Dienst auf.

Doch auch aus dem Ersten Weltkrieg erreicht uns eine Nachricht vom aktuellen Kalendertag: Am 27.04.1918 wurde in der Anhaltischen Elbezeitung (Nr. 50) bekannt gegeben, dass Radfahrern, die in Roßlau mit Gummireifen erwischt werden, sofort die Reifen abgenommen und die Fahrer zur Anzeige gebracht werden.

28. April

Am 28. April 1897 wurde für den Neubau einer Kleinkinderbewahranstalt in der Roßlauer Schulstraße (heute Mörikestraße 5) der Baukonsens (Baugenehmigung) erteilt. Das neue Gebäude konnte am 30. Oktober feierlich eingeweiht werden.

Kinderlehrerin war damals Frl. Minna Richter, die schon längere Zeit von einer Hilfskraft unterstützt wurde, während folgende Honoratioren den Vorstand bildeten: Pastor Konrad Lehmann (Vorsitzender), Bürgermeister Dr. Georg Zimmer-Wallis (stellvertretender Vorsitzender), Kantor Gärtner (Schriftführer) und Holzhändler Paul Neubert.

Das war wohl der schönste Schwarzbau von Bürgermeisterin Anneliese Clemens (1916-1995), die Kinderkombination im Rundling an der Bernsdorfer Straße. Am 28. April 1976 erhielt die KiKo den Namen "Pittiplatsch". Nachdem die Kindereinrichtung wegen dramatisch gesunkener Kinderzahlen geschlossen werden mußte, übernahm die Volkssolidarität‘92 Dessau/Roßlau den Rundling und eröffnete dort den sehr beliebten Seniorentreff. Leider mußte dieser vor einigen Jahren wieder geschlossen werden, weil die Instandhaltungsaufwendungen die Möglichkeiten der Volkssolidarität bei weitem überschritten.
Auf der Wiese vor dem Rundling erblüht aber ein Gingko-Baum, erinnert uns an die Bürgermeisterin und - gemahnt uns täglich Toleranz und Weltoffenheit täglich neu zu üben.

Wer erinnert sich noch des ersten Straßenfestes in der Hauptstraße am 28. April 1995? Es wurde ein großer Erfolg und ermunterte zu mehr. Daraus erwuchs ein neues Roßlauer Volksfest, der RoßMarkt des Wirtschaftskreises Roßlau. Und dieser ist mittlerweile weltweit „gelistet“, denn aus aller Welt kommen die Freunde der SKA-Musik nach Roßlau auf die Wasserburg. Am Sonnabendvormittag mischen sich dann zahlreiche SKA-Fans unter die Marktbesucher. Schauen Sie sich mal um. Sie werden mitten in Roßlau die tollsten und dabei wahnsinnig sympathischen Typen kennenlernen.

Am 28. April 2004 wurde die Ehrennadel der Stadt Roßlau (Elbe) erstmalig verliehen. Die erste Preisträgerin war Edith Günther vom Schlesischen Heimat- und Freundeskreis Roßlau e.V. Wer kann uns eigentlich sagen, wieviele Preisträger es bisher gegeben hat? Das Rathaus kann es nicht genau sagen.

29. April

Der 29. April ist ein Roßlauer Schicksalsdatum. Dabei geht es nicht um den Verkauf der Holzkohlenfaktorei auf der Schlangengrube an die Herzogliche Hofkammer in Köthen für 1000 Taler im Jahre 1827 oder die Ernennung von Justizrat Emil Poetsch (1833-1908) zum Geheimen Justizrat anläßlich des 70. Geburtstages von Herzog Friedrich I. von Anhalt (1831-1904), sondern um das Kriegsende 1945 für Roßlau.

Vor 70 Jahren, am 29. April 1945 rückte die 125. Kavallerie-Schwadron der 113. Kavallerie-Gruppe, ein Aufklärungskommando der 83. Infanterie-Division, der berühmten Thunderbolt-Division der US-Army in Roßlau ein, befreite Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter und zog in Richtung Coswig weiter.
Nach der kampflosen Einnahme von Zerbst am 28. April 1945 erhielt die von Oberstleutnant Anthony J. Kleitz geführte 125. Kavallerie-Schwadron der 113. Kavallerie-Gruppe von Generalmajor Macon, dem Kommandeur der 83. Infanterie-Division, den Befehl, am nächsten Tag Kontakt mit Einheiten der Roten Armee aufzunehmen. Dabei sollten, soweit möglich, Gefangene gemacht warden, ohne sich in größere Gefechte zu verwickeln. Widerstand, der nicht einfach überwunden werden könnte, sollte umgangen werden.
So überquerten zwei Trupps der Schwadron am Morgen des 29. April, es war ein Sonntag, die Elbe und passierten um 7.00 Uhr den letzten Außenposten bei Zerbst, wo sie sich in zwei Routen aufteilten. Trupp A wurde von Hauptmann Samuel M. Lindsay kommandiert. Dieser wurde von drei Zügen (Platoons) gebildet. Leutnant Robert O. Bradleys dritter Zug wurde vom zweiten unter Leutnant Jeremiah J O‘Donnell gefolgt, zu dem auch der Stab gehörte. Der erste Zug gab Rückendeckung und hatte die Aufgabe bei Widerstand eine nördliche Umgehung zu erkunden.
Erst kurz vor Roßlau stieß der Trupp auf Widerstand, der aber nach einem scharfen Feuergefecht brach. Dabei wurden der Kaufmann Emil Schmidt und der Schmied und Sanitäter Otto Günther erschossen. Das vor den Toren ausgelegte Minenfeld wurde für den nachfolgenden Stab markiert, und dann konnten gegen 9.00 Uhr die ersten amerikanischen Panzer in Roßlau einrücken.
Die Sprengung der Zerbster Brücke konnte durch den Volkssturm-Pionier Egon Schubert verhindert werden.

Das Truppenabzeichen der 113. KavalleriegruppeDas Truppenabzeichen der 113. Kavalleriegruppe

Nach einem schnellen und kurzen Schusswechsel am Bahnhof konnte die Schwadron dort etwa 200 Soldaten gefangen nehmen. Eine kleine Einheit blieb zur Bewachung zurück, um die Gefangenen dem nachfolgenden Stab zu übergeben. Die Schwadron wurde von Tony Vaccaro begleitet, der sich als Angehöriger der Thunderbolt Division zunehmend als Frontfotograf betätigte. An der Zerbster Brücke schoß er das sehr bekannt gewordene Foto von der Gefangennahme der Wehrmachtssoldaten vor dem Hotel Werndl („Stumpfe Ecke“).
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Der weitere Weg des Trupps folgte der Reichsstraße 187 über die Dessauer Straße (damals Straße der SA) und Hauptstraße (damals Loeperstraße). Da der katholische Gottesdienst um 9.30 Uhr begann, läuteten in Roßlau beim amerikanischen Einmarsch die Glocken. Am „Bären“ kam der Zug zum Stehen. Aus dem Rathaus wurde geschossen, so dass der vorn an der Einmündung der Großen Marktstraße (damals Am Alten Rathaus) stehende amerikanische Panzer von der Hauptstraße aus einen gezielten Schuß auf das Rathaus abgab. Dieser riß Augenzeugen-Berichten zufolge ein großes Loch über der Eingangstür. Sollte die alte Einweihungstafel des Fürsten Johann August zu dieser Zeit noch über dem Eingang angebracht gewesen sein, so war dies der definitive Zeitpunkt seiner Zerstörung. Die Tafel ist nämlich ohne jede Zeitspur verschwunden.
Nach diesem Schußwechsel flohen die „Verteidiger“ des Rathauses, (Nazi-) Fischer und Bruchmüller über den Hintereingang durch die Elbstraße.
Den nächsten Halt machte der Zug auf dem Schweinemarkt. Es blieb der Respekt vor der Pionierschule, die nicht angegriffen werden sollte. Dennoch wurde auf fliehende Ssoldaten geschossen, die die Meinsdorfer oder Berliner Straße überqueren wollten.
Kurz darauf zog der Trupp A der Schwadron mit Panzern, Halbkette, Lastwagen, Nachschub u.a. in Richtung Coswig weiter und stieß dabei auf das Kriegsgefangenenlager Altengrabow, Außenlager Roßlau an der Coswiger Straße (heute Gewerbegebiet Ost). Die Posten weigerten sich den Stacheldrahtverhau zu öffnen. Da wurde der Stacheldraht einfach platt gemacht, und die Kriegsgefangenen stürzten auf die Landstraße. Dabei wurden 800 französische und britische Soldaten befreit.
Weiter östlich (vermutlich an der Schlangengrube) nahm der Zug 200 Soldaten gefangen. Die meisten von ihnen waren ungarische Soldaten (Honveds), die alle nach Roßlau zur Aufnahme in die Kriegsgefangenschaft geschickt wurden. Bei den letzten Kämpfen bzw. dem amerikanischen Beschuss Roßlaus waren neun ungarische Soldaten um Leben gekommen. Sie fanden ihre letzte Ruhe auf Friedhof II. Ein Sgraffito im Turmzimmer der katholischen Herz-Jesu-Kirche am Schillerplatz erinnert an ihr Schicksal.

Während die Erkundung in Richtung Coswig fortgesetzt, vor Klieken aber wegen massiven Widerstands erst einmal eingestellt werden mußte, wurde Roßlau aufgeklärt und in Besitz genommen. Ein kleiner Trupp amerikanischer Soldaten mit mindestens zwei Panzern fuhr durch die Elbstraße zur Aue, wo ein Camp aufgeschlagen wurde.
Die Kinder erhielten Kaugummi geschenkt, mit dem sie zunächst nichts anfangen konnten, dann auch Cola. Am Abend flanierten schon einige Soldaten mit jungen Frauen am Arm durch die Stadt.

Am 1. Mai 1945 wurde die Stadt dann der Roten Armee übergeben. Der Zerbster Brückenkopf zog sich hinter die Elbe zurück, bis dann Anfang Juli auch der Rest der späteren DDR den sowjetischen Truppen zugunsten von alliierten Besatzungszonen in Berlin und Wien übergeben wurde.

30. April

Am 30. April 1945 stießen die Soldaten Raymond Lombardi und Ralph V. Cabana sowie Staff Sergeant Raymond T. Gard vom 3. Zug des Trupps C gegen 13.30 Uhr bei Apollensdorf auf sowjetische Truppen. Oberst William S. Biddle von der 113. Kavallerie-Gruppe und Oberstleutnant Anthony J. Kleitz von der 125. Schwadron begrüßten dann die Soldaten und Offiziere des 1. Bataillons des 320. Infanterie-Regiments der 121. „Elite“ Infanterie-Division, die u. a. den Apollensberg besetzt gehalten hatten. Der Krieg war damit auch an der Mittelelbe endgültig vorbei.

Nach seiner Ablösung bei der Sicherung des Roßlauer Brückenkopfes gegen die Franzosen zog Major Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow (1782-1834) am 30. April 1813 durch Roßlau weiter nach Zerbst. Mit dabei war der Dichter Theodor Körner (1791-1813), der am Vortage, dem 29. April 1813 in Dessau zum Leutnant befördert worden war. Dieser langweilte sich aber an der Elbe, da die Kampfhandlungen weiter südlich stattfanden. Er schrieb nach Hause: „Derweilen sitze ich hier an der Elbe und recognoscire, und finde nichts, sehe nach Westphalen über, und sehe nichts, lade meine Pistolen, und schieße nichts.“ Eines seiner hier entstandenen Gedichte trägt den Titel „Missmut“. Auch vom Dichter Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (1788-1857) ist überliefert, dass ihm die kampflosen Patrouillen im Spreewald und an der Elbe wenig gefielen. Deren überdrüssig geworden wechselte er im Juli 1813 zur schlesischen Landwehr.

Am 30. April 1912 beschloß der Kreistag Zerbst "nach jahrzehntelangen Verhandlungen", "den Kommunikationsweg von Roßlau über Streetz, Natho, Kleinleitzkau, Garitz und Mühro nach Dobritz als Kreisstraße auszubauen". Die Stadt Roßlau zahlte dabei eine Vorausleistung auf die Baukosten in doppelter Höhe ihrer anteiligen Kosten (7000 Mk), "um zu erreichen, daß eine von dritter Seite angeregte Linienführung über Mühlstedt ausgeschaltet wurde". 1913 war Straße bis Natho fertiggestellt.

Nachdem Kapitän Albert Felgenträger am 24. April 1974 mit dem 1908/09 in Roßlau (Nr. 610) gebauten Raddampfschlepper "Württemberg" auf seiner letzten ordentlichen Fahrt war, fuhr die „Württemberg“ am 30. April an der Spitze der traditionellen Schiffsparade der "Weißen Flotte" in Magdeburg zum allerletzten Male. Beim Dezember-Hochwasser konnte sie dann auf die Elbwiesen vor der Magdeburger Stadthalle (Rotehorn) geschleppt werden. Das Schiff diente dann als Museum mit Gastronomiebetrieb. Das Hochwasser 2002 hatte dem Schiff zwar übel mitgespielt, aber nach einem kompletten Umbau im Innern konnte die „Württemberg“ im Oktober 2006 wieder als Museumsschiff und Gaststätte eröffnet werden.  

Am 30. April 1986 wurde der neuen OP-Trakt im Kreiskrankenhaus Roßlau fertiggestellt. Gleichzeitig konnte die rekonstruierte chirurgische Station feierlich übergeben werden. Denn es war schließlich Vorabend des 1. Mai.
Am 30. April 1992 wählte die Stadtverordnetenversammlung Edith Günther, Christa Philipp und Alois Koschig zu Schiedsleuten und gründete damit die Schiedsstelle Roßlau, die erste im Regierungsbezirk Dessau.

Und am 30. April 1999 eröffnete die Roßlau Events GmbH von Uwe Kürschner die Cafeteria in der Mehrzweckhalle, wofür er heute eigentlich einen „Durchhalteorden“ verdient hat.

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