spacer

Jubiläum Roßlau|800

 

RO-800 Unterstützerurkunde

Kaufen Sie sich eine Unterstützerurkunde RO|800 im Format A3 für 800 Cent.

Kalenderblätter RO|800März
[von Klemens Maria Koschig]

1. März

Der erste Tag eines jeden Monats ist schon ein besonderer, der erste März erst recht. Welches Datum sollte im Jubiläumsjahr dabei ausgezeichnet werden?

Mit Inkrafttreten der Elbschiffahrtsakte am 1. März 1822 kam das Schiff des Köthener Kaufmanns Friedheim frei und wurde in Roßlau entladen. Die Waren wurden dann von den Kaufleuten Junge und Haschke übernommen und im Kornmagazin eingelagert.

Am 1. März 1895 wurde Bürgermeister Emil Poetsch (1833-1908) feierlich aus seinem Amt verabschiedet. Er war seit 1864 im Amt gewesen und führte das Ackerbürgerstädtchen in die industrielle Moderne. Aus diesem Grund wurde ihm auch die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Gleichzeitig verlieh ihm Herzog Friedrich I. von Anhalt (1831-1904) den Titel Justizrat, den er am 29. April 1901 zum Geheimen Justizrat erweiterte.

Interessant ist auch die Mitteilung, dass die Regierung am 1. März 1923 die öffentlichen Tanzlustbarkeiten in Gast- und Schankwirtschaften, Klubhäusern und Kasinos oder mit solchen in Verbindung stehenden Räumen gestattete. Bleibt die Frage, was war denn vorher erlaubt bzw. verboten?

Am 1. März 1957 wurde im Elbewerk und auf der Werft die 45 Stunden-Arbeitswoche eingeführt. Ansonsten wurde noch 48 Stunden in der Woche gearbeitet.

Augenoptikermeister Matthias Leupold übernahm am 1. März 2003 das väterliche Geschäft „Leupold Optik“, das der Großvater Gustav am 4. September 1946 gegründet hatte.
Und vier Jahre später übernahm der Firmenverbund RSW Roßlauer Schiffswerft die Schiffswerften Tangermünde und Genthin zusammen mit den 80 Mitarbeitern aus der Insolvenz. Besonders günstig dabei war, dass beide Werften über eine Slipanlage verfügen.

Aber vielleicht gehört auch folgende Nachricht in die Annalen einer 800jährigen Stadt:
Am 1. März 1923 stahlen die Roßlauer Arbeiter Karl Schüler, Rudolf Pannier und Otto Schneider die zweite Löwenfigur des Haupttores zum Schloßpark in Großkühnau, zertrümmerten diese und erhielten dafür am nächsten Tage für 60 kg Metall von einem "Rohproduktenhändler" 60.000 Mark. Der Anhalter Anzeiger berichtete am 7. Juni 1923 über das weitere „Schicksal“: „Das gemeinsame Schöffengericht zu Dessau verurteilt am 6. Juni 1923 Schüler wegen Diebstahls im Rückfalle zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis. Schneider erhält neun Monate Gefängnis, und der erst 17jährige, aber bereits schon einmal wegen Diebstahls bestrafte Pannier wird zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.“
Wer sich über den hohen Aufkaufpreis wundert, muss bedenken, dass Deutschland gerade in seine größte Inflation „schlitterte“.

2. März

Was beklagen wir uns immer wieder über die langen Planungszeiträume heutzutage. Aber auch früher konnte es schon etwas länger dauern. Am 2. März 1739 erteilte Fürst Johann August von Anhalt-Zerbst (1677-1742) den Planungsauftrag für den Bau eines Rathauses nebst Kühlkammer und Keller in Roßlau. Der Zerbster Baumeister Johann Christoph Schütze legte am 7. Dezember 1739 den fertigen Riß vor, der auch genehmigt und an den Amtsrat des Amtes Roßlau, Johann Siegmund Rephun zur Ausführung des Baus übergeben wurde. Schützes „ohnmaßgeblicher“ Anschlag belief sich auf 807 Taler 5 Groschen. Im zeitigen Frühjahr 1740 verfügte der Amtsrat die Beschaffung der nötigen Baumaterialien. Die Amtsziegelscheune brannte die Mauer- und Dachsteine und unter Aufsicht von Zimmermeister Johann Jakob Specht (1709-1754) wurde das Bauholz im Roßlauer Forst gefällt.
So konnte dann auch bald, nämlich am 9. Mai 1740 feierlich der Grundstein durch Kammerrat Johann Siegmund Rephun, Amtmann Johann Christoph Honig, die beiden Roßlauer Ratsmittel und Holzförster Johann George Halbentz gelegt werden. Das amtierende Mittel stellten Bürgermeister Johann Friedrich Lohrengel und die Kämmerer Martin Christian Krüger und Johann Christoph Lohrentz, während das ruhende Mittel aus Bürgermeister Johann Caspar Lohrentz und den Kämmerern Johann Daniel Freßdorff und Gottfried Bölke bestand.
Am Freitag nach dem 19. Oktober 1740 wurde mit dem Richten begonnen. Die Einweihung des Rathauses und der Umzug des fürstlichen Amtes aus der Burg in das Rathaus fanden am 9. August 1741 statt.

In Bernaus Restaurant (heute Gaststätte Klein in der Dessauer Straße 1, besser bekannt unter dem Spitznamen „Lecki“) gründete am 2. März 1910 "eine ansehnliche Zahl von Hausbesitzern und Schrebergarten-Bewirtschaftern" den Obst- und Gartenbau-Verein Roßlau. Das dürfte der älteste Vorgänger von VKSK und Regionalverband sein.

3. März

Den 3. März beginnen wir mit der Nacht. Wir wissen (noch) nicht genau, wann es passierte. Es geschah aber vor dem schrecklichen Terrorangriff auf die Stadt Dessau am 7. März 1945 und ohne militärische Einwirkung.
Es war wohl die Nacht vom 2. zum 3. März 1945, als die herrliche 1836 eingeweihte und aus einer riesigen Holzkonstruktion bestehende Elbbrücke durch Unachtsamkeit des Lokführers  durch Funkenflug aus der vorbeifahrenden Lokomotive entzündet wurde und fast völlig niederbrannte.
Roßlauer Pioniere errichteten daraufhin eine Not-(Ponton-) Brücke über die Elbe.

Am 3. März 1744 "wolte verlauten, als wenn zu Meinßdorff, in des Vogelstellers Joh. Martin Naulens Hause der Kobolt zu rumoren angefangen. Es wolten aber vernünftige Leute sich nicht bereden lassen, es als eine Wahrheit anzunehmen." So schrieb es der Mühlstedter Pastor Marci in seine „Memorabilia Roslaviensis“, die älteste Chronik der Stadt Roßlau. Nun, die Familie Nau(e)l hat es überlebt. Nachfahren leben noch heute in Meinsdorf und Roßlau.

Am 3. März 1793 starb in Luxemburg der letzte Fürst von Anhalt-Zerbst, Friedrich August (1734-1793) im Alter von 59 Jahren, worauf am 10. März 1793 ein gemeinschaftliches Administrationskollegium aus Vertretern der anderen anhaltischen Fürstentümer gebildet wurde. Dieses löste unter anderem den riesigen Militärapparat auf. Am 2. April wurde der Roßlauer Garnison bekannt gemacht, daß Offiziere und Gemeine, sofern sie es wünschen, den Abschied erhalten können.
Die Verhandlungen um die Aufteilung des erloschenen Fürstentums zogen sich fast fünf Jahre hin. Am 28. Dezember 1797 wurden dann auf dem Dessauer Schlosse die Lose über die Teilung des Fürstentums Anhalt-Zerbst gezogen: Stadt und Amt Roßlau (Rodleben, Brambach, Wertlau, Kleinleitzkau, Pulspforde, Trüben, Straguth, Mühlsdorf, Mühlstedt, Streetz, Bornum, Bonitz, Mühro, die Vorwerke Bernsdorf, Tornau und der Hammer oder Meinsdorf sowie das Elbhaus bei Roßlau) kamen zum Fürstentum Anhalt-Köthen.

Am 3. März 1993 wurde der etwa 300 m lange Elbedüker in der Elbe für die zentrale Abwasserentsorgungsleitung aus dem Entsorgungsbereich Roßlau-Rodleben zur Ziebigker Kläranlage verlegt. Wochenlag war westlich des Kornhauses eine Querrinne in der Elbe gebaggert worden, und nun wurde die lange „Betonwurst“ vom Unterluch aus durch die Elbe gezogen. Ein Stein mit einem „D“ kündet heute von der Stelle.

Es dauerte nicht lange, da hatte die Elbe die Baustelle wieder verschlossen.

4. März

Gleich von zwei Ausstellungen ist am 4. März zu berichten.
Aus Anlass des 25. Todestages von Prof. Richard Paulick (1903-1979) wurde am 4. März 2004 im Goethe-Gymnasium eine Ausstellung über Leben und Werk des bedeutenden Sohnes der Stadt eröffnet. Am Vormittag hatte eine kleine Delegation die letzte Ruhestätte Paulicks in Berlin-Friedrichsfelde besucht.

Und mit einer Sonderausstellung über die Geschichte der NVA-Einheiten in Anhalt wurde am 4. März 2006 Am Finkenherd 1 das Militärhistorische Museum Anhalt eröffnet. Inzwischen  gibt das Museum einen breiten Überblick über die anhaltische Militärgeschichte. Die nächste Sonderausstellung wird der 70. Wiederkehr des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Hitlerfaschismus am 8. Mai 1945 gewidmet sein.

5. März

Obwohl es seit Mai 1932 schon eine NSDAP-geführte Landesregierung in Anhalt gab und mit der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 der NS-Terror endgültig einsetzte, blieb auch bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 die SPD in Roßlau mit 3.593 gültigen Stimmen stärkste Kraft, allerdings dicht gefolgt von der NSDAP mit 3.478 Stimmen. Die weiteren Wahlergebnisse lauteten:
KPD                           987 Stimmen   
Schwarz-weiß-rot        346 Stimmen
DVP                              96 Stimmen
Staatspartei                    94 Stimmen
Zentrum                         75 Stimmen
Chr.S.V.                        15 Stimmen
Soz. Kampfgemeinschaft 1 Stimme     
DBP                                1 Stimme

Dieses Ergebnis wurde entsprechend des Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reiche vom 31. März 1933 und der dazugehörigen Verordnung vom 7. April 1933 auch gleich dazu benutzt die Stadtverordnetenversammlung neu zu konstituieren, um auch auf kommunaler Ebene „durchregieren“ zu können. Bei den letzten Kommunalwahlen in Anhalt am 25. Oktober 1931 waren in Stadt und Landkreis Dessau die Nationalsozialisten als Sieger hervorgegangen. Im neuen Dessauer Stadtparlament hatten sie 15 Sitze, die SPD 13, die KPD 4, die Hausbesitzer 2 und der Nationale Block 2 Sitze. Das heißt, die Sozialdemokraten hätten 1932 die Schließung des Bauhauses verhindern können. Leider enthielten sie sich damals.
Im Roßlauer Stadtparlament hatte sich folgende Sitzverteilung ergeben: SPD 10, NSDAP 9, KPD 8 und Bürgerliche Arbeitsgemeinschaft 3 Sitze.

Nun wurde das Ergebnis der Reichstagswahl per Gesetz über Wahlvorschläge für die Neubildung der gemeindlichen Selbstverwaltungskörper vom 21. April 1933 gleich auch noch für die Stadtverordnetenversammlung umgerechnet. Da die KPD nach dem Reichstagsbrand „praktischerweise“ verboten wurde, fielen gleich einmal alle diese Stimmen „unter den Teppich“. Und bei der ersten Sitzung „gleichgeschalteten“ Stadtverordnetenversammlung wurde die sozialdemokratische Fraktion aus dem Sitzungssaal geekelt. Eine ganze Reihe landete im Gefängnis, auch im bald eröffneten KZ im ehemaligen „Volkshaus“ an der Rossel.

6. März

Vor 25 Jahren kamen auf Einladung und Initiative von Dieter Liebing einige Interessierte und Behinderte zu einer ersten Zusammenkunft zur Gründung eines Behindertenverbandes von Roßlau im Jugendklub "Falle" im Rotdornweg zusammen. Dieser wurde dann unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" gegründet. Als der Verband am 20. Juni 1990 als Behindertenverband der Stadt Roßlau und Umgebung e.V. in das Vereinsregister eingetragen wurde, hatte er bereits 33 Mitglieder.
Er wirkt bis auf den heutigen Tag sehr segensreich und war in vielen Dingen Vorreiter in der Region. Nicht zuletzt hatte er wesentlichen Anteil daran, dass Roßlau den Landeswettbewerb „Barrierefreie Kommune“ gewann und noch einmal eine große Anerkennung bekam.

Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen auch fürderhin viel Erfolg. Auch der Spaß soll beim Miteinander nicht zu kurz kommen.


___________________________________________

7. März
___________________________________________

Vor 70 Jahren wurde am 7. März 1945 die Stadt Dessau Opfer des 19. Luftangriffs anglo-amerikanischer Bomber. Über 1.600 Tonnen Bomben wurden von mehr als 500 Flugzeugen abgeworfen. Darunter waren 744 Tonnen Spreng- und 949 Tonnen Brandbomben, die ein riesiges Flammenmeer und schließlich etwa 3,5 Millionen Kubikmeter Trümmer hinterließen. Etwa 85% der Innenstadt Dessaus waren in Schutt und Asche gefallen. Die alte Residenzstadt existierte nicht mehr.
Roßlau mit seiner Industrie hatte Glück. Der Stadtteil Dessau-Roßlau blieb dabei verschont. Der Unterricht in der Mittelschule Roßlau wurde eingestellt. Im Gebäude fanden ausgebombte Dessauer Bürgerinnen und Bürger erste Aufnahme.

668 Menschen von insgesamt 1136 Bombenopfern mußten ihr Leben lassen. Acht von ihnen wurden auf Friedhof II in Roßlau beigesetzt.

Marie Bünger geb. Nüse
* 20.05.1875 Nerlungen, + 07.03.1945 Dessau, Mauerstr. 39
Beigesetzt am 14.03.1945 auf Friedhof II-Soldatenfriedhof, Nr. 3-4-002

Erna Hermann geb. Grahl
* 30.06.1911 Roßlau, + 07.03.1945 Dessau, „beim Terrorangriff auf Dessau verbrannt im Keller“ in der Augustenstr. 21
beigesetzt am 14.03.1945 auf Friedhof II, sie wurde zusammen mit ihrer Tochter Hannah in einem Sarge beigesetzt

Hannah Hermann
Sie befand sich in Ziebigk im Pflichtjahr
* 30.01.1930 Roßlau, + 07.03.1945 Dessau, „beim Terrorangriff auf Dessau verbrannt im Keller“ in der Augustenstr. 21, mit ihrer Mutter gemeinsam am 14.03.1945 auf Friedhof II beigesetzt

Fritz Eckelt
Motorenschlosser, verwitwet
* 14.03.1900 Roßlau, + 07.03.1945 Dessau, „Im Keller desselben Hauses mit verbrannt.“ (siehe 2. und 3.), in der Augustenstr. 21
Am 14.03.1945 auf Friedhof II „In einem Sarge beigesetzt mit“ seiner Ehefrau (Nr. 5)

Emmi Eckelt geb. Grahl
* 19.12.1905 Roßlau, + 07.03.1945 Dessau, Darmverschluß
b Sie wurde am 14.03.1945 auf Friedhof II gemeinsam mit ihrem Ehemann beigesetzt, wurde aber in der Liste der Bombenopfer von Heese und Borchardt (Stadtarchiv Dessau-Roßlau) nicht erfaßt, da sie nicht an den Folgen des Bombardements verstorben ist.

Walter Ziem
SS-Unterscharführer, ledig
* 12.08.1924 Hamburg, + 07.03.1945 Dessau, im Tiergarten
Beigesetzt am 16.03.1945 auf Friedhof II-Soldatenfriedhof

Ernst Arthur Walter König
Schlosser, verheiratet
* 25.08.1919 Dessau, + 07.03.1945 Dessau, in der Chaponstr. 23
Beigesetzt am 16.03.1945 auf Friedhof II, die Grabstelle wurde nach 25 Jahren eingeebnet, aber nicht wieder als Grabstelle genutzt.

Sophie König geb. Fritz
* 11.02.1922 Schwäbisch Gmünd, + 07.03.1945 Dessau, in der Chaponstr. 23
Auch sie wurde am 16.03.1945 in Roßlau und vermutlich auch auf Friedhof beigesetzt. Sie war verheiratet, vermutlich mit Ernst Arthur Walter König.

Die Nachrichten finden sich im Sterberegister des Evangelischen Pfarramtes Roßlau 1936 1946 sowie im Register des städtischen Friedhofs II.

Die Toten mahnen uns! ___________________________________________

Am 7. März 1844 verstarb Schmiedemeister Gottlieb Samuel Sachsenberg (1784-1844) in seinem Hause am Markt und wurde am 10. März auf dem Neuen Gottesacker begraben.

Er konnte beim Eisenbahnbau gutes Geld verdienen, das er 1841 bei der Anhalt-Köthen’schen Rentkammer verzinslich anlegte. Er stammte aus einem alten Geschlecht von Schmiedemeistern, das im 16. Jahrhundert nach Anhalt eingewandert war und dessen Vorfahr Christoph Saxenbergk (1672-1738) im Winter 1696/97 aus Wörlitz nach Roßlau gekommen war. Einen besonderen Namen hatte sich „Meister Gottlieb“, wie er nur in der Stadt genannt wurde, durch seine Beschäftigung mit mechanischen Arbeiten gemacht. Er entwickelte und konstruierte selbst Häckselmaschinen, Feuerspritzen, Dezimalwaagen, Kraft- und Wegemesser, Turmuhren und vieles mehr, beschaffte für seinen Betrieb die erste Drehbank in der Stadt. Und als es galt, das vom Coswiger Baukondukteur Henning entwickelte Stabgeläute für die kleine und bitterarme Gemeinde Serno zu bauen und vor allem die drei Stäbe für den besonderen Dreiklang zu schmieden, da gab es im Zerbster Land nur eine Adresse, die Schmiede am Markt 1.

Gottlieb Sachsenberg hatte seinen Söhnen aufgetragen, das väterliche Geschäft mit allen Activa und Passiva gemeinsam fortzuführen. Als der Vater am 7. März 1844 seine Augen für immer schloß, stellten sie seinen Sarg auf jene Drehbank und gelobten diesen Wunsch als sein Vermächtnis anzunehmen. Es ist dies der Gründungstag der Maschinenfabrik Gebr. Sachsenberg. Gerade dies sollte zu einem besonderen Erfolgsmodell und Glücksfall für Roßlau werden, denn mit dem Wachsen des Betriebes (war mit vier Mitarbeitern 1844 begonnen worden, so waren es zwei Jahre später schon zwölf, 1852 49, und 1861 konnte der 100. Mitarbeiter eingestellt werden) entstand in brüderlicher Eintracht ein ziemlich moderner Vorstand mit Gottfried (1818-1888), dem ältesten, der die Führung und Vertretung nach außen übernahm, während Friedrich (1819-1895) den technischen Betrieb leitete und beaufsichtigte. Und bei Wilhelm (1822-1875) stellte sich bald ein besonderes kaufmännisches Talent heraus. Er engagierte sich übrigens auch in der Kommunalpolitik, war von 1852 (der Bildung der ersten Stadtverordnetenversammlung nach der neuen Gemeinde-, Stadt- und Dorfordnung für die Herzogthümer Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen vom 1. März 1852) bis zu seinem frühen Tode am 23. Juli 1875 Mitglied des Gemeinderates und schließlich sogar Landtagsabgeordneter in Dessau. Der ehrenamtliche (unbesoldete) Stadtrat, also 2. stellvertretender Bürgermeister, war nach dem Rücktritt von Bürgermeister Carl Friedrich Eschebach (1813-1887) 1864 sogar eine Zeit lang bis zur Wahl von Rechtsanwalt Emil Poetsch (1833-1908) kommissarischer Bürgermeister unserer Stadt.

So dürfen uns die Gebr. Sachsenberg auch heute noch Vorbild sein, nicht nur ihres Pioniergeistes wegen sondern auch wegen ihres gesellschaftlichen Engagements. Bedauern wir heute doch, daß zu wenig Unternehmer und Selbständige Kraft und Zeit aufbringen, um sich für die Geschicke ihres Gemeinwesens in Wirtschaftsverbänden und in der Politik einzusetzen. (aus dem Festvortrag am 20. Februar 2015)

Am 7. März 1951 wurde die 1906 gegründete katholische Gemeinde Herz-Jesu Roßlau (bis dahin Pfarrvikarie) durch Erzbischof Lorenz Jäger (1892-1975) von Paderborn zur Pfarrei erhoben. Nachdem am 18. Juli 1951 die Landesregierung des Landes Sachsen-Anhalt ihre Zustimmung erteilt hatte, wurde Pfarrvikar Leo Selbach (1910-1996) erster katholischer Pfarrer von Roßlau seit der um 1540 erfolgten Einführung der Reformation in der Stadt.

8. März

Der Erste Weltkrieg ergriff immer mehr das Alltagsleben der Deutschen. Vor 100 Jahren, am 8. März 1915 wurde die Zwangswirtschaft für Brot und Brotgetreide eingeführt. Diese wurde erst am 15. Oktober 1923 wieder aufgehoben!

Der 8. März, der Internationale Frauentag wurde in der DDR groß gefeiert und war immer wieder auch Anlass für den Baubeginn oder die Eröffnung sozialer Einrichtungen. 1976 waren es gleich zwei, denn auf der Werft wurde eine Schulküche für etwa 500 Schüler in Betrieb genommen. Und am alten Friedhof wurde der Kindergarten "Borstel" mit 120 Plätzen übergeben, der durch Um- und Ausbau der ehemaligen Landwirtschaftsschule im vormaligen Armenhaus der Stadt Roßlau entstanden war.
Geschlossen wurde die Einrichtung Mitte der 1990er Jahre, nachdem das Landesjugendamt in Halle Auflagen zum Weiterbetrieb erteilt hatte, die Umbau- und Sanierungskosten in Millionenhöhe nach sich gezogen hätten.

Am 8. März 1994 wurden mit einem Festakt "150 Jahre Maschinenbau in Roßlau" gefeiert. In der Endmontagehalle wurde dazu eine sehr sehenswerte Sonderausstellung gezeigt. Und der Gründungstag der Maschinenfabrik Gebr. Sachsenberg war am 7. März 2007 äußerer Anlass, dem Vorsitzenden der Gotthard Sachsenberg-Stiftung e.V., Klaus Joachim Sachsenberg (1927-2012) die Ehrenbürgerwürde der Stadt Roßlau (Elbe) zu verleihen.

9. März

Am 9. März 1913 wurde in der Roßlauer Stadtkirche St. Marien ein Festgottesdienst zur Erinnerung an die Freiheitskriege 1813 gefeiert, an dem die drei militärischen Vereine der Stadt Roßlau und die Krieger- und Militärvereine von Rodleben, Neeken und Brambach teilnahmen. Tags darauf fand ein imposanter Fackelzug mit anschließenden Festversammlungen im "Askanischen Hof" (später Kurth’s Ballhaus) und im "Deutschen Kaiser" (später Kreiskulturhaus) aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums der Freiheitskriege von der Napoleonischen Fremdherrschaft statt.

Und am 9. März 1991 wurde im Ratssaal des Roßlauer Rathauses der Kreisverband Roßlau des Städte- und Gemeindebundes Sachsen-Anhalt gegründet. Pate stand dabei der Kreisverband Stade des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes mit dem leider viel zu früh verstorbenen Kreisgeschäftsführer Kladiwa, Gemeindedirektor in York an der Spitze. Der Bürgermeister von Serno, Peter Nössler, wurde zum Vorsitzenden, Doris Berlin (Bürgermeisterin von Klieken) und Heinz Hartmann (Bürgermeister von Mühlstedt) zu Beigeordneten gewählt. Kreisgeschäftsführer wurde Roßlaus Bürgermeister Klemens Koschig.

10. März

Auf der Grundlage der am 21. August 1964 vom Staatsrat herausgegebenen Richtlinie über die Bildung von Schiedskommissionen beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 28. Januar 1965 in Roßlau eine Schiedskommission zu grründen. Die Wahl dazu fand am 4. März statt, womit die Arbeit der „Einzelkämpfer“ Schiedsmann (früher Friedensrichter) beendet war. Beide Roßlauer Schiedsmänner arbeiteten aber in der neuen Schiedskommission mit. Auf der konstituierenden Sitzung der Schiedskommission Roßlau am 10. März 1965, also vor 50 Jahren wurde dann auch Karl Peters (seit 1954 Schiedsmann) zum Vorsitzenden und Rudolf Zander (der 1958 Friseurmeister Reso abgelöst hatte) zum 1. Stellvertretenden Vorsitzenden der Schiedskommission gewählt. Zum 2. Stellvertreter wurde damals Erich Schmigalla gewählt. Damit besaß die Kreisstadt die erste Schiedskommission im Kreis und eine der ersten im ganzen Bezirk Halle.

Die so genannten Gesellschaftlichen Gerichte (es gab noch die Konfliktkommissionen in den Betrieben) wurden nach der Wiedervereinigung abgeschafft. Zunächst ersatzlos, denn es dauerte eine Weile, bis wieder Schiedsleute bestellt werden konnten. Als am 30. April 1992 die Stadtverordnetenversammlung Edith Günther, Christa Philipp und Alois Koschig zu Schiedsleuten wählte und die Schiedsstelle Roßlau gründete, war dies die erste im Regierungsbezirk Dessau. Und wie seinerzeit von den langjährigen Erfahrungen von Karl Peters und Rudolf Zander profitiert werden konnte, geschah dies nun vor allem durch Alois Koschig, der schon vor 50 Jahren bei der Gründung der Schiedskommission dabei war. Wenn er auch längst die Roßlauer Schiedsstelle in jüngere Hände (Denis Geserick, Egon Papke) gegeben hat, so ist der Rat des langjährigen Landesvorsitzenden und Mitglieds des Bundesvorstandes des Bundes Deutscher Schiedsleute (BDS) immer noch gefragt.
Wir gratulieren herzlich!

Schade, dass die Polizei durch all die Einsparungen des Landes dazu keine „Muße“ mehr findet, denn das „Parchimer“ war in der Tat ein Erfolgsmodell. Am 10. März 1999 wurde zwischen dem Polizeipräsidium Dessau und der Stadtverwaltung Roßlau die Vereinbarung zur Einführung des "Parchimer Modells" in Roßlau unterzeichnet. Dazu wurde die SoKo HuKo, die Sonderkommission Hundekot gebildet. Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Polizeikommissariats gingen gemeinsam auf Streife, um dem verantwortungslosen Handeln von einigen Hundebesitzern Einhalt zu gebieten. Und in der Tat besserte sich die Sauberkeit in der Stadt nach solchen Streifengängen. Aber kaum pausierten diese etwas länger, häuften sich die Häufchen wieder. Jeder Hundebesitzer mag sich die Jacke anziehen, die ihm paßt, aber wäre nicht gerade unser Jubiläumsjahr ein guter Anlass zu mehr Selbstdisziplin?
PS. Die Hundesteuer dient nicht dazu, den Hundebesitzern ihre Pflicht zur Beräumung abzunehmen. Das könnte nur eine Spezialabgabe tun.

11. März

Am 11. März 1868 versteigerte die Berlin-Anhalter Eisenbahn auf dem Bahnhof das alte Stationsgebäude zu Roßlau meistbietend auf Abbruch. Das Ergebnis ist nicht bekannt. Später wurde auf der Abbruchstelle die Direktorenvilla der Strontian- und Pottaschefabrik erbaut. Das zuletzt als Stadthaus II genutzte Gebäude steht dem Vernehmen nach nun auch zum Abbruch und soll einem Supermarkt Platz machen.

Nachdem die Wählerinnen und Wähler von Mühlstedt bei der Bürgeranhörung am 7. Oktober 2001 mit einem großartigem Votum von 95% der abgegebenen gültigen Stimmen für die Eingliederung der Gemeinde in die Stadt Roßlau gestimmt hatten, wurde am 11. März 2002 der Gebietsänderungsvertrag Roßlau-Mühlstedt von den Bürgermeistern Dietmar Böhme und Klemens Koschig feierlich unterzeichnet.

12. März

Das hätte sich der frisch gewählte Stadtverordnetenversammlung im Mai 1990 bestimmt nicht vorstellen können, dass schon zwei Jahre später der Bau einer neuen, modernen Feuerwache Gestalt annehmen würde. Aber der alte Standort wurde für den Bau des Astra-Hotels nebst Innenstadt-Passage benötigt. Und so konnte schon am 12. März 1993 am neuen Standort in der Karl-Liebknechtstraße 38 Richtfest für die neue Feuerwache gefeiert werden. Dazu waren schon im Frühjahr 1992 die maroden und vom Schwamm befallenen Baracken des Rates der Stadt abgerissen worden.

13. März

Am 13. März 1917 genehmigte die herzogliche Regierung das Isidore Külz'sche Vermächtnis. Was hat es damit für eine Bewandnis?

Karl Külz (1836-1910), der Sohn des Roßlauer Kantors, Organisten und Schullehrers sowie Mitbegründers der "Liedertafel-Roßlau von 1834", Franz Louis Wilhelm Külz (1804-1885) war Bürger und Kaufmann in Roßlau und hatte am 22. Dezember 1861 in Roßlau die Försterstochter Friederike Clara Isidore Krause (1836-1916) geheiratet.
Das Ehepaar hatte drei Kinder. Der am 16. Oktober 1862 geborene Karl besuchte das Gymnasium in Köthen, wo er leider am 6. Mai 1876 verstarb. Das weitere Schicksal der Tochter Mathilde, geboren am 6. März 1864 ist nicht bekannt. Die zweite Tochter Isidore (geboren am 26. März 1866) war mit ihren Eltern nach Zerbst gezogen, wo sie 1893 unverheiratet starb.
Um die Jahrhundertwende kehrten die offensichtlich kinderlosen Eheleute Külz nach Roßlau zurück, wohnten zunächst zur Miete in der Friedrichstr. 11 (heute Karl-Liebknecht-Str.), erwarben dann aber das Haus Hauptstr. 50a direkt an der Rossel. Karl starb 1910, und als die Witwe Isidore am 19. Juli 1916 starb, fand in diesem Haus auch die Totenfeier statt, bevor sie neben ihrem Manne auf Friedhof I beigesetzt wurde. Zur Pflege dieses Grabes in der II. Abteilung, S.O. Qu. Ostseite schenkte sie der Stadt ihr Grundstück Hauptstr. 50a, das mit Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 28. Oktober 1916 an den Lokomotivführer a.D. Friedrich Eberius verkauft wurde. Da hatte die herzogliche Regierung das Vermächtnis noch gar nicht genehmigt. Diese erfolgte am 13. März 1917.
Doch schon sechs Jahre später machte die Inflation alles zunichte. Das Vermögen des Vermächtnisses verfiel der Inflation und wurde 1926 per gesetzlicher Regelung auf 5.117,- RM aufgewertet. Am 31. März 1928 betrug das Vermögen 5.131,25 RM. Zinsen konnten keine ausgeschüttet werden, da sie noch zu gering waren. Dann bereiteten der Zweite Weltkrieg und seine Folgen allen Stiftungen ein Ende.
Heute werden wieder Stiftungen gegründet, um gemeinnützige, vor allem soziale Zwecke zu fördern. Das Nachdenken über unsere Geschichte und das Wirken unserer Vorfahren sollten uns motivieren den Besten unter ihnen nachzueifern. Dazu gehört auch das Stiften.
Jedes Jahr am 21. März, dem Todestag der Meinsdorfer Stifterin Elfriede Kolbe legt der Oberbürgermeister an ihrem Grabe ein Blumengebinde zu ihrem Gedächtnis nieder.

Landesbauminister Karl-Heinz Daehre war am 13. März 1993 persönlich nach Roßlau gekommen, um gemeinsam mit den Bauherren und der Stadt Roßlau Richtfest für die ersten zehn Reihenhäuser in der Wohnsiedlung Waldesruh am Akazienweg zu feiern.

14. März

Oberhalb der Elbbrücke wurden am 14. März 1929 zum Schutz derselben gegen den großen Eisgang Sprengungen vorgenommen. Heute stehen uns Eisbrecher dafür zur Verfügung. Und mit der Verbesserung der Wasserqualtät steigt auch die Chance, dass die Elbe winters wieder zufriert. Dazu muß der Strom aber für die Eisbrecher befahrbar bleiben.

Auf der gemeinsamen Sitzung der Hauptausschüsse Dessau und Roßlau am 14. März 2007 im Roßlauer Ratssaal wurde der Aufbau der künftigen Stadtverwaltung Dessau-Roßlau vorgestellt. Dabei fand der Vorschlag zur Einrichtung eines Technischen Rathauses im Garnisonsgelände allgemeine Zustimmung.

15. März

Mit dem Schiffbauingenieur Ernst Wilhelm Dietze (1837-1915) war den Gebrüdern Sachsenberg ein besonders glücklicher Griff bei der Personalgewinnung gelungen. Zahlreiche Erfindungen und Patente zeugen von seinen Fähigkeiten. Seine Entwicklung der Exzenter gesteuerten Schaufelräder in den 1880er Jahren wurde für die Raddampfer epochemachend. Fortan fuhren die Sachsenbergschen Dampfer noch effizienter und sparsamer als es schon der „Hermann“ war. Und sie taten dies auf allen großen Strömen Europas wie auch Afrikas, Asiens und Südamerikas.
Da war es auch selbstverständlich, daß ein in Roßlau gebautes Schaufelrad als Denkmal unserer Industriegeschichte aufgestellt werden mußte. Seit 1998 grüßt ein Dietzesches Schaufelrad die Gäste der Schifferstadt auf dem Luchplatz und sein Pendant vor dem Werktor der Schiffswerft.
Am 15. März 1863 nahmen die Gebr. Sachsenberg den gebürtigen Sachsen  Ernst Wilhelm Dietze (1837-1915) in ihre Dienste.

16. März

Nachdem 1911 zwischen Dessau und Bitterfeld die erste elektrifizierte Bahnstrecke in Betrieb genommen worden war, gehörte die Region an Elbe und Mulde zu den Vorreitern des E-Bahnbetriebs in Deutschland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden nicht nur die jeweils zweiten Bahngleise sondern auch die Anlagen für den elektrifizierten Betrieb der Deutschen Reichsbahn demontiert. Es dauerte lange, bis die Bahnanlagen wieder aufgebaut waren, zwischen Rodleben und Jütrichau wurde erst jetzt das zweite Gleis wieder errichtet.
Am 16. März 1958 wurden die Roßlauer Bahnanlagen wieder elektrifiziert in Betrieb genommen.

17. März

Wenn man doch wüßte, aus welchem Grunde dies geschah?
Als Jungens haben wir früher viel „gekaupelt“. Angebot und Nachfrage entschieden wie im richtigen Leben über den Wert der Tauschware. Aber was führte dazu, dass die Müllermeister Adam Gustavus Born (um 1680-1752) aus Roßlau und Johann Friedrich Meltendorff (* 1710) aus Meinsdorf am 17. März 1739 ihre Mühlen tauschten?

Dem Vorbesitzer der Ölmühle, Ratskämmerer Born, brachte der Tausch Glück. Er kam auf dem Meinsdorfer Hammer zu weiterem Wohlstand und wurde zum Stammvater eines großen Müllergeschlechtes bis in das 20. Jahrhundert hinein. Familienangehörige der Borns sind auf den Mühlen folgender Orte nachweisbar (und diese Aufzählung muß natürlich unvollständig bleiben, sie folgt aber in etwa der zeitlichen Reihenfolge, wann ein Born auf welcher Mühle erscheint):
Meinsdorfer Hammer, Trüben, Kakau, Sollnitz, Strinum, Bone, Burg bei Magdeburg, Nutha, Gröningen, Buchholzmühle bei Mühlstedt, Poleymühle bei Walternienburg, Dahlenberg (Ortsteil von Trossin südlich Bad Schmiedeberg), Zehmen (unbekannt, vielleicht das südlich von Altenburg gelegene Zehma), Kapenmühle bei Vockerode, Wittenberg, Möckern, Grabau bei Schwarzenbek, Pulspforde, 3. Bückemühle zu Gernrode, Gräfenhainichen, Düben an der Mulde, Knauthain (heute ein südwestlicher Stadtteil von Leipzig) und die Spiegelmühle in Durchwehna (nordöstlich von Bad Düben).

Dem neuen Besitzer brachte die Ölmühle weniger Glück, dem Hause scheint ein Fluch anzuhängen, ein Fluch allerdings, dessen Inhalt sich uns bis heute nicht erschlossen hat. Keiner der vielen Besitzer ist auf ihr auf einen grünen Zweig gekommen. Der spätere Besitzer der Ölmühle, Meister Johann Christian Liebe prägte einmal den Ausspruch: "Auf der Niedermühle kann nur ein Kapitalist etwas werden." Vielleicht ist dies der besondere Fluch. Seinem Sohne Bernhard brachte die Mühle ebensowenig Glück (er ging 1859 in Konkurs und verließ die Stadt auf Nimmerwiedersehen) wie dem Nachfolger Adam Gustav Borns. Schon ein Jahr nach dem Tausch verkaufte Meltendorff die Ölmühle. Ja, die Müllerfamilie Meltendorff, die seit Ende des Dreißigjährigen Krieges in Roßlau und Meinsdorf ansäßig war, verließ endgültig unsere Heimat.

Im Tauschvertrag vom 17. März 1739 heißt es: „Es hat nemlich gedachter Adam Gust. Born mit Einwilligung seiner Frau und deren Churatore (Vormund) vor sich und seine Erben, seine Öhl- und Mahl-Mühle in Roßlau, so hinter Carl Schultzens Garthen gelegen, auch an des gasthoffs zum Löwen genannten Garten angrenzet, samt hierzu gehörigen 2 Gärthen vorbemelten Mstr. Johann Friedrich Meltendorffen eigenthumlich eingeräumet und überlaßen, auch zu beßerer, nutzlicher und bequehmlichen Besitzung dieser Mühle eingewilliget, eine Durchfahrt bis zur Mühle hin beständigst zu gestatten, auch als ein eigenthümlich und beständige Servitut (Last, Verbindlichkeit) ihm zu übergeben.

Dagegen dieser Mstr. Johann Friedrich Meltendorff vor sich und seine Erben mit ebenmäßiger Einwilligung und deren Churatore, seine Mahl- und Schneidemühle, wie auch Wohnhauß, Scheune und Ställe, nebst den darzu gehörigen Gärthen und Wiesen zu Meinsdorff mit allen und jeden Pertinentien (rechtserheblichen Festsetzungen), wie im Kaufbrief de ao. 1699 bemeldet und specificiret in specie aber auch das dabey angebaute Kleine Gebäude, welches die Wittibe Pauli anitzo und zeit ihres Lebens (Dorothea Elisabeth Pauli geb. Meltendorff starb im Mai 1740) besitzet, nach erfolgtem Absterben aber dem Besitzer und Herrn des Guthes und der Mühle wieder zu fället, gleichfalls eigenthümlich trodiret (überführt) und übergeben. Und da die Wittibe einen jährlichen Auszug auf ihre Lebenszeit aus dieser Mühle und Guth zu genießen hat, als beyde Contrahenten einig geworden, daß so lange Gott dieser Wittibe das Leben fristet, jederzeit der würkliche Besitzer des Guthes und der Mühle gehalten ist, ihr diesen Auszug, wie er im Kauff Contract de ao. 1736 gemeldet und specificiret, ohne die geringste Veränderung zu reichen, worbei noch ferner abgeredet, daß weil jener diesem Neunhundert Reichsthaler in Tausch zu geben versprochen, […] also haben sie nicht nur die resp. Einräumung und abtretung auf künftigen Johannis g.g. fest und gewiß determinieret […] So geschehen Roßlau, den 17. Marto 1739.”

Unterzeichnet haben den Tauschvertrag Adam Gustavus Born und seine Gattin Anna Sophia geb. Unger sowie deren Vormund Johann August Lanckhavel (Buchhalter bei der Fürstlichen Akzise in Roßlau) und Daniel Unger als Zeuge. Für die Meinsdorfer Seite zeichneten Johann Friedrich Meltendorff und seine Ehefrau Dorothea Elisabeth geb. Heintze sowie deren Vormund Johann Andreas Heintze und Johann Eberhardt Holschenmacher ("der Schreiberey beflißener") als Zeuge.
Der Vertrag wurde am 15. April 1739 in Zerbst genehmigt.

Offensichtlich war Meltendorff in Geldes Nöten, denn zunächst wollte er mit dem Bornumer Müller Christian Valten tauschen. Gegen eine Abstandszahlung von 40 Taler trat dieser vom Tausch zurück. Der Tausch Hammer/Ölmühle war „ergiebiger“, denn als Wertausgleich waren 900 Taler vereinbart worden. Noch im gleichen Jahre verpachtete er die Ölmühle an den bisherigen Pächter der Buchholzmühle, den Müllermeister Gottfried Heinrich Thomas, der diese dann ein Jahr später käuflich erwarb. 1741 wird Thomas "Gastwirt zum Weißen Löwen wie auch Oehl u Mahl Müller" zu Roßlau genannt.

Über den Verbleib der Familie Meltendorff ist nichts bekannt. Vielleicht kann hier ein zufälliger Leser in der Fremde dem Autor und allen Mühleninteressierten weiterhelfen.

18. März

Das Jahr 2004 war für die Sportstadt Roßlau ein besonderes Jahr. Vor zehn Jahren, am 18. März 2005 wurden Marion Henning (Kegeln, ESV Lok Roßlau 1951), Anna Sarholz (Nachwuchs, Fußball) und die SV Germania 08 Roßlau (Fußball, 1. Männer und D-Jugend) zu Sportlern des Jahres 2004  im Landkreis Anhalt-Zerbst gewählt.

Zu Ehren des IX. Parteitages der SED wurden am 18. März 1977 feierlich die Schlüssel für die Pestalozzischule am Fliederweg übergeben. Der Unterricht begann allerdings erst am 25. April 1977 und endete im vorigen Jahr mit Einführung der Inklusion. Wer je Gast in der Schule war und das gemeinsame Schulleben von Leheren und Schülern unter Leitung von Karin Triepel erleben durfte, muss die Entwicklung bedauern. Eine Wertung verbietet sich dem Historiker.

Zur Zeit wird eine Nachnutzung des Schulgebäudes als Hort und Vereinszentrum vorbereitet.

19. März

Die alten Roßlauer werden sich sicher noch erinnern, denn die ganze Stadt war auf den Beinen, wenn in die Kaserne zum Tag der Wehrmacht eingeladen wurde. Und das nicht nur wegen der preiswerten Erbsensuppe aus den Gulaschkanonen. Der letzte Tag der Wehrmacht vor dem Kriege fand am 19. März 1939 statt. Am Vorabend gab es einen großen Biwak auf dem Landübungsplatz des Pionier-Bataillons 51.

Am 19. März 1991 wurde die Stadt Roßlau (Elbe) Mitglied im Landesfachverband der Standesbeamten Sachsen-Anhalt e.V. Das klingt nicht besonders dramatisch. Aber die Mitarbeit der Stadt in den verschiedenen Fachverbänden ist sehr wichtig. Neben der Facharbeit gegenüber den Gesetzgebern und den Fortbildungasmöglichkeiten ist der Erfahrungsaustausch unter den Kollegen besonders wichtig.

20. März

Es ist schon wieder zehn Jahre her, dass die Wählerinnen und Wähler am 20. März 2005 zum Bürgerentscheid in Roßlau an die Urne gerufen wurden. Es war wie zu erwarten ein knappes Ergebnis. 51,7% der abgegebenen gültigen Stimmen sprachen sich für die Fusion der Städte Dessau und Roßlau (Elbe) zur kreisfreien Doppelstadt miit dem Stadtnamen Dessau-Roßlau aus. Wahlberechtigt waren 12.255 Bürgerinnen und Bürger, von denen 8.151 (66,5%) ihre Stimme abgaben. 19 Stimmen waren ungültig (0,2%). Mit JA stimmten 4.202 (51,7%) und mit NEIN 3.930 (48,3%) Wählerinnen und Wähler. 272 Stimmen bildeten das Zünglein an der Waage. Aber - Jeder dritte Bürger blieb leider der Abstimmung fern. Da kann es keine Ausreden geben, sondern nur einen Kommentar des wohl berühmtesten Bürgermeisters der Welt. Perikles prägte in Athen im Jahre 430 v. Chr. das Wort: „Wer an den Dingen seiner Stadt keinen Anteil nimmt, ist nicht ein stiller Bürger, sondern ein schlechter.“

Nur anderthalb Jahre später schien dem Linken-Politiker Ralf Schönemann dieses Bürgervotum nichts mehr wert zu  sein, als er auf dem Neujahrsempfang 2009 seiner Partei den Stadtnamen „Bauhausstadt Dessau“ propagierte und damit die noch junge Stadt tief spaltete.

21. März

Am 21. März 1996 verstarb plötzlich und völlig unerwartet die verdienstvolle Leiterin der Meinsdorfer Grundschule, Frau Elfriede Kolbe. Dieser und für die Förderung der Heimatliebe hinterließ sie ein Kapital von 10.000,- DM. Es wurde auf Wunsch und Anregung ihres Witwers als unselbständige Stiftung der Stadt angelegt. Im vom (Ober-) Bürgermeister geführten Stiftungsrat sind der Witwer der Stifterin (stellv. Vorsitzender), ein Vertreter des Stadtrates (in der Regel der Vorsitzende des Sozialausschusses) bzw. jetzt des Ortschaftsrates Meinsdorf, der Vorsitzende des Sport- und Traditionsvereins Meinsdorf und die jeweilige Leiterin der Meinsdorfer Schule vertreten.

Alljährlich gedenkt der (Ober-) Bürgermeister der Stifterin an ihrem Grabe und verehrt ihr ein Blumengebinde. Am 21. März 2006 tat es Bürgermeister Koschig gemeinsam mit Schülern der Grundschule Meinsdorf aus Anlass des 10. Todestages. Am Abend des gleichen Tages bewilligte das Kuratorium der Kolbe-Stiftung erstmals eine Ausschüttung von Zinserträgen in Höhe von 1.200,- Euro für Malerarbeiten an der Schule.

Bereits am 21. März 2000 konnte eines ihrer ehrgeizigsten Projekte, das „Schulmuseum in der Grundschule Meinsdorf“ eingeweiht werden.

22. März

Am 22. März wird in Roßlau Geburtstag gefeiert. Na klar, wird der kundige Roßlauer einwenden, es gilt einen der größten Söhne der Stadt zu ehren. Und es ist im Jubiläumsjahr 2015 auch ein besonderer Geburtstag, denn Christian Gottfried Heinrich Bandhauer (1790-1837) wurde am 22. März 1790, also vor 225 Jahren in der Roßlauer Hauptstr. 104 als unehelicher Sohn der aus Wörlitz stammenden Magd Sophie Graul (1766-1855) geboren.

Aber das war nicht immer so, denn Bandhauer war an seinem 47. Geburtstag verarmt verstorben und bald aus der Erinnerung der Roßlauer verschwunden. Als der 1822/23 von Bandhauer angelegte „Neue Gottesacker“ zu klein geworden war, wurde er 1863 in Richtung Bahnlinie um ein etwa gleich großes Areal vergrößert. Zu diesem Zwecke wurde der Hauptweg verlängert und die alte Mauer dazu durchbrochen. Das war ausgerechnet jene Stelle, wo am 24. März 1837 der Herzogliche Baurat beigesetzt worden war.

Wer sollte auch das Grab pflegen? Seine Ehefrau Louise Friederike geb. Matthiä (1808-1837) war ihm am 20. Juli, also nur vier Monate später ins Grab gefolgt, und die Kinder wohnten nicht in Roßlau. Der Sohn Leo Bandhauer (1833-1862) lebte in Zerbst, war aber unverheiratet dort am 16. April 1862 verstorben. So kam es, dass ausgerechnet an Bandhauers Geburts- und Sterbetag 1863 mit der Beisetzung des Bürgers und Handarbeiters Wilhelm Derbe (1793-1863) von der Schlangengrube die Erweiterung des „Neuen Gottesackers“ (heute Alter Friedhof) eingeweiht wurde.

Max Wolff (1866-1934) verdanken wir die Wiederentdeckung Bandhauers und die Anregung zur Benennung einer Straße, in der der Baumeister allerdings nie wohnte, denn damals war dort noch Ackerland.

Aus Anlaß des 160. Todestages von Gottfried Bandhauer führte die Initiativgruppe Bandhauer am 22. März 1997 an den von der Zeit arg ramponierten Pylonen einen Arbeitseinsatz durch, der zur Vorbereitung der Sanierung derselben diente. Diese zog sich noch einige Zeit hin, bis dann am 22. März 2002 endlich  die sanierten Pylonen eingeweiht und Gottfried Bandhauer in der Nordpylone feierlich beigesetzt werden konnte.

Und zwei Jahre später gab Bandhauers Geburtstag den Rahmen zur Gründung des Ölmühle e.V.

 

Der 22. März ist auch der Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. (1797-1888). Anläßlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages wurde am 22. März 1897 in Roßlau eine ernste Feier abgehalten.

23. März

Am Abend des 23. März 1933 erschienen Roßlauer SA- und SS-Leute mit einem Tambourkorps in Meinsdorf, um Bürgermeister Paul Paschleben (SPD) seines Amtes zu entheben. Sämtliche Unterlagen, Schränke und Utensilien wurden beschlagnahmt und dann mit Musik zum neuen Ortsschulzen, Reichsbahnpraktikant Paul Bärtz, gebracht. Wie in Roßlau stellte die SPD auch in Meinsdorf und Rodleben die stärkste Fraktion im jeweiligen Gemeinderat.

Drei Monate später kam es am 24. Juni 1933 in den drei Orten unter den Mitgliedern der SPD zu einer regelrechten Verhaftungswelle:
In Roßlau wurden Alfred Wimmer, Emil Brinkmann, August Reichert, Otto Wenzel, Valentin Syratzky, Richard Bösener, Gustav Kirschstein, Ernst Riedel, Paul Schulze, Georg Hollenbach, Alfred Schölz, Karl Brandt, Max Gardtke, Otto Zähle, Friedrich Sülzner, Robert Wähler, Alfred Krüger und Fritz Merz verhaftet. Wimmer, Brinkmann, Reichert, Wenzel, Kirschstein, Hollenbach und Sülzner kamen bei der Roßlauer Polizei in Haft, die anderen wurden bis zum Morgen des 25. Juni wieder freigelassen. Erhard Hagendorf, Otto Moritz, Otto Leube, Richard Liemann und Paul Haberland wurden in Rodleben verhaftet und bis zum 25. Juni, 08.00 Uhr wieder entlassen. Und in Meinsdorf wurden Emil Lehmann, Paul Richter,  Paul Paschleben, Gustav Schmidt, Ernst Michelmann, Alwin Stöhr und Otto Raak verhaftet.

Vor 25 Jahren wurde nach einer Feierstunde zur Bandhauer-Ehrung der Stadt Roßlau (Elbe) in der Kapelle auf dem Alten Friedhof erstmals der anläßlich des 200. Geburtstages von Gottfried Bandhauer von der Stadtverordnetenversammlung gestiftete Bandhauer-Preis der Stadt Roßlau (Elbe) verliehen. Erster Preisträger wurde der damalige Kreisdenkmalpfleger und Vorsitzende der Fachgruppe Heimatforschung und Denkmalpflege des Kreisverbandes Roßlau des Kulturbundes der DDR.

Am 23. März 1994 hob die Treuhandanstalt Berlin ihren Vermögenszuordnungsbescheid über das Roßlauer Rathaus zugunsten an des Landes Sachsen-Anhalt auf und ordnete es der Stadt Roßlau (Elbe) zu. Damit verfügte die Stadt erstmals seit 1626 wieder über ein eigenes Rathaus. Während der Dienstagsdemonstrationen hatten die Bürgerinnen und Bürger auf Initiative von Heinz Koch (CDU) den Auszug der SED-Kreisleitung und den Wiedereinzug der Stadtverwaltung unter dem Motto „SED raus – Bürgermeister rein!“ gefordert.

24. März

Am 24. März 1599 erhielt Elias Lenckersdorf der Jüngere (vor 1580-ca. 1612) die Papiermühle im Amte Roßlau als Lehn- und Erbzinsgut gegen einen jährlichen  Zins von 20 Reichstalern und acht Reis reinen Schreibpapiers, zu erlegen auf Martini (11. November) verliehen. Das ist das Datum der Gründung der Papiermühle, die zunächst im Buchholz gegenüber der dortigen Mühle und nach dem Dreißigjährigen Kriege gegenüber der Roßlauer Amtsmühle errichtet wurde. Nach dem verheerenden Brande 1870 wurde die Papiermühle nicht wieder aufgebaut. Die am 1. April 1859 durch Schiffseigner und Holzhändler Wilhelm Müller sowie Seilermeister August Schmidt an der Lehmbrücke gegründete Papierfabrik von Müller&Schmidt war längst produktiver und erfolgreicher bei der Massenproduktion von Papier.

 

Da in Roßlau Anfang Dezember 1830 eine Masernepidemie ausgebrochen war, verschob Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen (1778-1847) seinen Antrittsbesuch im „Neuköthenschen Anteil“ mit dessen Hauptorte Roßlau auf den 24. März 1831. Als die Fähre am Roßlauer Ufer ankam, die Brücke war ja in den Napoleonischen Kriegen zerstört worden, da wurde das Herzogspaar in Begleitung der kleinen Prinzessin Auguste von Schöneich-Carolath durch Kammerdirektor Poetsch, Forstsekretär Rudolph Friedrich Krickau und drei Mitglieder der Anhaltischen Ökonomischen Gesellschaft begrüßt. Die Schützengarde unter Kaufmann F.G. Bittckow, die Garde berittener Landleute unter Vollspänner Johannes aus Pulspforde, die reitende Bürgergarde unter Krickau, die Bürger zu Fuß unter Apotheker Johann Carl Leberecht Porse (1798-1879) und die Innungsmitglieder unter Buhnenmeister Schrödter begleiteten unter dem Geläute sämtlicher Glocken den Wagen auf seinem Zug in die Stadt. Am Eingange stand eine Ehrenpforte. Dort überreichte Bürgermeister Karl August Bergholz (1786-1872) ein Gedicht. Vor dem Schlosse wurde das Paar von festlich gekleideten Bürgermädchen empfangen, die Blumen streuten. Im Schloß hielt Superintendent und Amtsprediger Karl Wilhelm Chemnitz (1777-1813) eine Ansprache und Propst Christian Friedrich Gottlieb Uhlich (1768-1856) aus Lindau übergab im Namen seiner sieben Gemeinden (Amt Lindau) ein von ihm verfaßtes Gedicht „Dürftig zwar ist das Land/ Hier an der Elbe Strand,/ Aber dir treu!“

Dann inspizierte der Herzog die vor der Burg aufmarschierten Garden und eine Kompanie Köthener Militärs und bewunderte die zum Teil sehr wertvollen Pferde der berittenen Garden.
Nach der Tafel stellte sich Besuch aus Dessau ein. Die Prinzen Georg Bernhard (1796-1865) und Friedrich August (1799-1864) von Anhalt-Dessau hatten den Einzug unerkannt mit angesehen.

Über die Überraschung am Abend des ersten Tages schrieb der Herzog selbst: „Abends um ½8 Uhr zogen alle uniformierten Garden vor dem Schlosse auf und ihre Musik-Chöre spielten abwechselnd, worauf sie ein dreimaliges Vivat ausbrachten. Der Zulauf der Menschen war sehr groß, es herrschte aber dabei die größte Ordnung. Um 8 Uhr wurde zu Wagen die Illumination der Stadt besehen. Sie war nicht vorzüglich reich, aber gut gemeint, denn es fanden sich sehr viele Transparents mit sinnreichen Inschriften vor. Den Beschluß der Feste des Einzugstages machte ein Aufzug auf dem Wasser, der sich recht gut ausnahm. Es war eine neue ganz eigene Idee. Viele mit Pechfackeln erleuchtete Schiffe näherten sich en fronte dem Schlosse. Die Überschwemmung war benutzt, so daß die Schiffe von weiter Entfernung  angeschwommen kommen konnten. Als diese Flotte sich näherte, stiegen Raketen hoch in die Lüfte, Wasserschwärmer machten ihre Sprünge im Wasser und Feuerräder überspritzten die Schiffe mit Feuer. Das Ganze nahm sich charmant aus, und wegen der vielen Menschen, die in den Kähnen verteilt waren, wurde die Szene noch lebendiger. Musik-Chöre waren in den Schiffen verteilt, und Hurras vom Lande und aus den Schiffen ließen sich bei jeder schön steigenden Rakete hören. Die ganze Idee zu dieser Wasser-Illumination war hübsch und wurde recht gut ausgeführt. So endete denn nach 10 Uhr der erste Tag.“
Regierungsadvokat Anton Vierthaler (1800-1866) verdanken wir die Idee zu diesem ersten Roßlauer Bootskorso. Er führte viele Jahre lang in Roßlau eine bedeutendde Rechtsanwaltkanzlei.

25. März

Am 25. März 1921 wurde der Pachtvertrag über die neu entstandene Kleingartenanlage am Schweinemarkt zwischen den Grundstückseigentümern Karl und Käthe Hauel sowie 23 Pächtern unterzeichnet. Den größten Garten mit 382 m² pachtete damals Hermann Winkler, den mit exakt 100 m² kleinsten Paul Matthiae. Der erste Vorsitzende des Kleingartenvereins, der später den Namen „Blumenfrende“ erhielt, wurde Robert Haseloff. Dieser machte sich um das Kleingartenwesen in Roßlau sehr verdient, war lange Zeit Vorsitzender des Kleingartenverein Roßlau e.V. Die 1920 gegründete Kleingartensparte am Streetzer Weg trug in den 1960er Jahren sogar den Namen „Robert Haseloff“.

In einem Interview berichtete Bürgermeister Albert Donnepp am 25. März 1933 über den 1877 gegründeten Güterbahnhof der Schiffer- und Eisenbahnerstadt: „Der Güterbahnhof Roßlau hat den stärksten Wagenumlauf in Anhalt. Personen- und Güterzüge zusammen gerechnet, passiert jede 9. Minute ein Zug die Elbestadt.“
Der zweitgrößte Güterbahnhof der DDR wurde leider geschlossen. Mit dem großen 300 Millionen Euro umfassenden Umbauprogramm der DB AG wird die Anlage endgültig vom Schienennetz genommen. Dabei steigt der Schienentransport wieder an, konnte der Industriehafen auch 2014 erneut ein Umsatzplus beim Schienenumschlag verzeichnen.

26. März

Vor 80 Jahren, am 26. März 1935 verstarb in Roßlau Otto Rohde an den Folgen der Mißhandlungen durch die Gestapo. Er wurde am 25. Mai 1902 in Dessau geboren und war Mitglied der KPD und Mitbegründer des 1923 in Roßlau gegründeten "Touristen-Vereins Naturfreunde", der an der Blockstelle 188 an der Eisenbahnstrecke Roßlau-Coswig eine kleine Wanderhütte betrieb.
Sein Tod darf nicht umsonst gewesen sein. Wehret den Anfängen!

Da der Landrat den Haushalt 1997 nicht genehmigt hatte, mußte der Stadtrat am 26. März 1997 in  einer Sondersitzung in 4. Lesung diesen nochmals verabschieden.
Während dieser Sitzung wurde der Gründungs-Werkleiter des Stadtpflegebetriebes, Reinhard Tschech, feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Als einziger Schlachthof Sachsen-Anhalts begann das Fleischzentrum Anhalt in Tornau am 26. März 2001 mit Schlachtungen im bundesweiten Programm zur Entlastung des Rindfleischmarktes.

27. März

Bei der Beredung über die Verheiratung des Fürsten Albrecht IV. von Anhalt (1421-1475) mit Elisabeth, Gräfin von Mansfeld (um 1444-1482), erhielt die Tochter des Mansfelder Grafen Günther (+ 1475) am 27. März 1454 eine Leibzucht "an der Burg Roszlow mit dem Geleite zu deme Bergfriede, bei der Hundeloufft gelegen, auch mit dem Geleite zu Wiasz (Bias), so daß 600 Schock alter Kreuzgroschen jährlicher Zinse und Rente voll werden".

Am 27. März 2003 wurde der Wirtschaftskreis Roßlau e.V. als Interessenvertretung der Unternehmen aus Roßlau und Umgebung gegründet. Dies geschah durch Umfirmierung des „anziehungspunkt roßlau“ e.V. und Beitritt der Themengruppe Wirtschaft im Forum Roßlau. In den ersten Vorstand des Vereins wurden Hans-Joachim Mau (1. Vorsitzender), Willi Stöber (2. Vorsitzender), Andreas Elsper (Schatzmeister), Birgit Hildebrandt (Schriftführerin und Pressesprecherin) sowie Frank Kassubeck und Jürgen Mehlhase (Kassenprüfer) gewählt. Auf das „Alfelder Modell“ zurückgreifend wurden bald die Vereine der Stadt mit aufgenommen, so dass seitdem Wirtschaft und ehrenamtliches Engagement in der Stadt eine ausgezeichnete Zusammenarbeit verbindet.

28. März

Am 28. März 1907 wurde die Straßenbahnlinie Dessau-Roßlau im Hotel und Restaurant "Zum Goldenen Löwen" mit Vertretern der Herzoglichen Regierung und der Herzoglichen Finanzdirektion in Dessau, der Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Magdeburg, der Königlich Preußischen Eisenbahn-Direktion Halle a.S., der Kreis-Kommunal-Verwaltung Dessau und Magistratsmitgliedern der Städte Dessau und Roßlau feierlich eingeweiht. Es wurde die wirtschaftlich erfolgreichste Linie der Dessauer Straßenbahn, die leider Anfang März 1945 mit der Zerstörung der Elbbrücke und der Innenstadt Dessaus aufgegeben werden mußte.

Erst am späten Abend konnten die Kameraden sich etwas Ruhe gönnen und bekamen in der Gaststätte „Braustübl“ eine ordentliche Mahlzeit. Es war wohl der stürmischste Karfreitag in der Geschichte der Stadt. Orkanartige Stürme forderten am 28. März 1997 die Feuerwehr in Roßlau zu insgesamt 32 Einsätzen.

Es war ein markerschütternder Schrei, als die Dessauer Pioniere zum Abschluss des Abschiedsappells am 28. März 2007 in der Hugo-Junkers-Kaserne nach der feierlichen letzten Einholung der Dienstflagge das dreifache „Anker wirf!“ riefen. Am 31. März wurden die Schlüssel an die Standortverwaltung (StOV) Weißenfels übergeben. Das war das offizielle Ende des Militärstandortes Dessau. Die Heimat des Alten Dessauers hatte seinen letzten Standort mit aktiver Truppe verloren.

29. März

Die Lage am großen Strom führte schon immer dazu, dass sich die Behörden mit angeschwemmten Wasserleichen zu beschäftigen hatten, so auch am 29. März 1734, wie der Brambacher Pastor M. Johann Christian Meißner (1696-1759) berichtete:        „d. 29 Martii ward ein in den Neckenschen Werder angeschwommenes Menschen-Gerüppe, welches der vertrunkene Vockerodische Fährmeister gewesen seyn sollte, im Beyseyn meiner, als Zeugen, allda begraben [in Vockerode]“. Mit „vertrunken“ war ertrunken gemeint. Es war früher durchaus nicht selbstverständlich, dass die Leute schwimmen konnten, auch nicht jene, die auf dem Wasser beruflich zu tun hatten.

Am 29. März 1845 brach auf der Elbe das Eis, und es baute sich ein Hochwasser auf. Es wurde das höchste bis 2002 in Roßlau gemessene. Das Wasser stand in der ganzen Stadt bis in die Mühlengasse hinein.

30. März

Wieviel Elend, Not und Pein stecken doch in der kurzen Anmerkung in der ältesten Chronik der Stadt, „Memorabilia Roslaviensia“, geschrieben vom sammelfreudigen Pastor von Mühlstedt, Johann Rudolf Marci (1692-1775): Am 30. März 1640 "...kamen 1500 Chur-Sächs. Reuter an, und übten vielen Muthwillen aus." Die Stadt war am 1. April 1626 von Kaiserlichen niedergebrannt worden. Nur die Burg und 14 Häuser sollen dabei verschont geblieben sein. 1637 überfielen kaiserliche Reiter die Stadt (wenn man sie als solche überhaupt noch bezeichnen kann) und brannten nieder, was zuvor mühselig wieder aufgebaut worden war. Und nun drei Jahre später sind es Reiter aus Kursachsen, die in die Stadt einfallen. Was wir unter Mutwillen verstehen dürfen, kann in Grimmelshausens „Abenteuerlichen Simplicissimus“ nachgelesen werden.

Am 30. März 1998 besuchte der Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag und spätere Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Joseph (Joschka) Fischer die Roßlauer Schiffswerft GmbH und informierte sich dabei über das EXPO 2000-Projekt Flabi, das Flachgehende Binnenschiff.

31. März

Das Quartalsende ist vielmals auch ein Stichtag für diverse Statistiken. Eine immer wieder gern in der Stadt diskutierte ist die Zahl der Gastwirtschaften. Am 31. März 1898 waren in Roßlau 16 Gastwirtschaften, 21 Restaurationen und 25 Branntwein-Kleinhandlungen gemeldet.
Da es keine offizielle Auflistung davon gibt, muss es bei einem Versuch der Erfassung aller Gasthöfe und Restaurants zwischen 1899 und 1903 bleiben.

Admiral (Otto Giese), Lindenstr. 67
Restaurant Anhalt (Friedrich Pieper), Burgwallstr. 9
Bahnhofswirtschaft (Otto Schulze), Dessauer Str. 52
Zum Bären von Anhalt (Carl Gerke, dann Robert Schmidt), Hauptstr. 38
Zur Baubörse (Hermann Alex), Lindenstr. 45
Dessauer Hof (Adolf Paternoster), Schulstr. 12
Zur deutschen Eiche (Andreas Dröge), Steinstr. 10
Zum deutschen Kaiser (Theodor Förster, dann Witwe Alwine Förster), Akazienstr. 14
Zum Elbschlößchen (Fritz Mahle, dann Franz König), Südstr. 13
Zum Erbprinzen (Hermann Lüdicke, dann Friedrich Krieg), Hauptstr. 108
Am Friedrichsplatz (Georg Bernau), Dessauer Str. 1
Fürst Bismarck (Franz Richter), Poetschstr. 1
Zum Gambrinus (August Krüger), Schulstr. 24
Zum goldenen Anker (Gustav Baumgardt), Lindenstr. 68
Zur goldenen Krone (Otto Krause, dann Emilie Ripke), Hauptstr. 51
Hotel zum goldenen Löwen (Karl Kreyßing, dann H. Eschke), Hauptstr. 113
Zum goldenen Stern (Franz Krüger), Poetschstr. 35
Zur guten Quelle (Karl Böhlemann), Hohe Str. 8
Zum Güterbahnhof (Witwe Auguste Specht), Burgwallstr. 43
Zur Harmonie (Franz Benkner), Burgwallstr. 28
Herzog Friedrich (Friedrich Könnicke), Dessauer Str. 48
Zum Hohenzollern (Gustav Kilian), Steinstr. 56
Kaiser Friedrich (Heinrich Janneck), Mittelstr. 20
Gustav Kitzing, Außerhalb
Zur Linde (Karl Olberg), Elbstr. 33
Zur Lindenblüte (Otto Ferchland), Lindenstr. 35
Zum Ratskeller (August Häußler), Große Marktstr. 14
Wilhelm Schäfter, Dessauer Str. 85
Zum Schanzenhaus (Karl Winter), Außerhalb (Kohlenstr., heute Sachsenbergstr.)
Sophie Schreiber (Witwe), Feldstr. 34
Stadt Altenburg (Franz Kitzing), Steinstr. 46
Zur stumpfen Ecke (Robert Schmidt, dann Franz Knauf), Akazienstr. 2
Zum Waldhorn (Marie Thürnagel), Hauptstr. 67
Zum Weinberg (Wilhelm Herrmann), Hauptstr. (5 Minuten von der Stadt)
Zur Weintraube (Paul Eiserbeck), Dessauer Str. 58
Wilhelm Zoost, Elbstr. 49

Herbergen
Herberge zur Heimat (H. Else), Lindenstr. 62
Zum grünen Baum (E. Sauerwald), Dessauer Str. 30

Eine der größten Aufgaben für den Magistrat nach dem Ersten Weltkrieg stellte die Linderung der Wohnungsnot dar. 1919 wurden die Baracken an der Feldstraße und im Grünen Weg errichtet. Und bis 31. März 1927 wurden durch die Stadt in der Siedlung an der Meinsdorfer und Berliner Straße 69 Erbbauverträge geschlossen und 101 Reichsheimstätten-Verträge ausgegeben.

Nachdem die durch die Inflation verfallenen Stiftungen gesetzlich wieder aufgewertet worden waren, konnte am 31. März 1928 erstmalig wieder eine vollständige Vermögensübersicht veröffentlicht werden. Demnach verfügte die Stadt Roßlau über folgendes Stiftungsvermögen:

Annele-Bruck-Stiftung: 530,54 RM
Wilhelm-Porse-Stiftung: 9645,37 RM
Jubiläumsstiftung der Strontian- und Potaschefabrik: 295,08 RM
Isidore Külz'sches Vermächtnis: 5131,25 RM
Lipmann-Stiftung: 1952,48 RM
Poetsch-Stiftung: 253,45 RM
Poetsch-Porse-Stiftung für Fortbildungsschüler: 23,38 RM
Poetsch-Porse-Stiftung für Jugendfürsorge: 23,38 RM
Sachsenberg-Stiftung: 1323,82 RM

Die Amtsgerichtsrat Thürmer-Stiftung war der Inflation verfallen. Eine Verteilung der Zinsen konnte bisher immer noch nicht erfolgen, da die Zinsen von Wertpapieren erst bei der Auslosung eingingen und die aufgekommenen Zinsen von Hypotheken noch zu gering waren.

Die DDR-Regierung oder besser die kommunistische Diktatur des Proletariats enteignete alle Stiftungen und liquidierte sie, alle Anliegen der Stifter mißachtend. Das wirkt leider nach, denn viele Menschen sagen sich auch heute noch, warum sie eigentlich stiften sollten, wo doch die Vergangenheit zeigte, wie die Politik sich über alles und jeden hinwegsetzt, wenn es ihr nur passt.

<< zurück zur Übersicht Kalenderblätter