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Jubiläum Roßlau|800

 

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Kalenderblätter RO|800Januar
[von Klemens Maria Koschig]

1. Januar

Der 1. Januar stellt schon von seiner Definition als Jahresbeginn ein wichtiges Datum für historische Ereignisse dar. So wurden die Eingemeindungen der Ortsteile Streetz und Natho sowie Mühlstedt jeweils zum 1. Januar 2001 bzw. 2003 rechtswirksam. Das wurde vor 14 Jahren mit einem Neujahrsumtrunk an der Gemarkungsgrenze von Streetz und Meinsdorf, an der sogenannten „Kalten Furt“ gefeiert. Und zu einer schönen Tradition ist der Neujahrsspaziergang nach Mühlstedt geworden, der anläßlich der Eingemeindungsfeier am 1. Januar 2003 zum ersten Male durchgeführt wurde. Stellvertretend für alle Neu-Roßlauer wurde vor zwölf Jahren Bürgermeiseter Dietmar Böhme in die Bürgerrolle der Stadt Roßlau (Elbe) eingetragen. Auch in diesem Jahr hat Kreisoberpfarrer Jürgen Tobies mit einem geistlichen Wort das neue Jahr wie auch die schöne Feier bei bestem Wetter eröffnet.
 
Der 1. Januar spielt auch in Roßlaus Postgeschichte eine Rolle. So wurde am 1. Januar 1858 die Leitung der Post einem Berufsbeamten übertragen. Der Postbetrieb wurde in das Haus des Postexpeditors Friedrich Kuhrmann in der Hauptstr. 18/19 übertragen. Bis zum Abriß in den 1990er Jahren hießen die beiden Häuser im Volksmund auch nur die „Kuhrmannschen Häuser“.
Und zum 1. Januar 1924 erwarb die Deutsche Post das von Gottfried Bandhauer erbaute Haus Hauptstr. 34 von den Gebr. Sachsenberg. Das Roßlauer Postamt befindet sich seit 1. Juli 1888 ununterbrochen (Ausnahme: das Modernisierungsintermezzo in der Porsestraße) bis auf den heutigen Tag in dem früher der Familie Eschebach gehörenden Gebäude.

2. Januar

Der 2. Januar gehört in Roßlau dem Schifferverein, denn an diesem Tage wurde 1847 im Gasthof „Zum Weißen Hirsch“ in Anwesenheit von Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen die Fahne des Roßlauer Schiffervereins geweiht. Dieser war einige Zeit zuvor von Gottfried Erdmann Herzog, Friedrich Dornburg, Wilhelm Müller, Friedrich Ruthe und Wilhelm Kreuter  gegründet worden. Da aber schon zehn Jahre später beim Brand des "Weißen Hirsches" am 16. Juni 1857 neben der Fahne des Roßlauer Schiffervereins auch alle Vereinsunterlagen verbrannt waren, wird das Stiftungsfest vom 2. Januar 1847 auch als Gründungstag des Vereins gefeiert.
Mit einem Zapfenstreich bei heftigem Sturm und Regen wurde am 2. Januar 1922 die Feier des 75jährigen Stiftungsfestes des Roßlauer Schiffervereins eingeleitet. Weitere 75 Jahre später fand der Festakt zum 150jährigen Stiftungsfest der Vereinsfahne des Roßlauer Schiffervereins 1847 e.V. erst am 3. Januar 1997 statt, da dieser Tag auf einen Freitag fiel.

3. Januar

Das schreckliche Ende des Roßlauer Bürgers und Arbeitsmannes Johann Hannemann am 3. Januar 1727 ermahnt uns zur Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften. Das Roßlauer Kirchenbuch berichtet: „… welcher im Niederluch [=Unterluch] in einen angelegten Hau bey dem Schaaff-Werder Holtz gehauen, als er aber mit seinen Neben Arbeitern zu Mittage Essen wollen, kommen ihrer etliche zusammen und setzen sich an eine Rister [=Rüster] die mehr als halb durchgehauen, in wehrenten Essen setzt sich ein WürbelWind in den Baum, unt wirfft ihn auf die sitzende Leute zu das sie genau entspringen können, dieser aber hat einen dicken Schenkel, kann nicht sogleich sich salviren [=retten], fället ihm der Baum über die Brust das er nach einer Viertelstunde seinen Geist aufgeben müßen.“

4. Januar

Vor 25 Jahren wurde auf Vorschlag des Runden Tisches die Errichtung einer Rehabilitationseinrichtung im Schloß Rotall beschlossen. Diese sollte die Unterbringung der Tagesstätte für schulbildungsunfähige, förderungsfähige Kinder und Jugendliche, die Dauerbetreuung nicht mehr förderungsfähiger, pflegebedürftiger Kinder, Jugendlicher und Erwachsener, ein Geschütztes Wohnheim und eine Geschützte Werkstatt beinhalten.
Welch Tempo wir in der Wendezeit an den Tag legten, belegt die Aufnahme der Betreuung von 45 geistig Behinderten in der neuen Geschützten Werkstatt im Schloß Rotall – am 15. Januar 1990!
Die Entwicklung ging aber auch rasant weiter und führte zur Gründung der Lebenshilfe für geistig Behinderte Rotall e.V. am 21. August 1990. Im Sommer darf dann groß gefeiert werden.
An dieser Stelle soll dreier Persönlichkeiten gedacht werden, die sich um die Behindertenarbeit in Roßlau sehr verdient gemacht haben, die aber alle drei viel zu früh von uns gegangen sind. Frau Richter war die erste Leiterin der neuen Einrichtung in Rotall und hat unermüdlich für ihre Schützlinge den Grundstein gelegt für das, was Herr Kunert erfolgreich ausbauen konnte. Und Herr Liebing war der Gründungsvorsitzende des Behindertenverbandes der Stadt Roßlau und Umgebung.

5. Januar

Nach Magdeburg und Wittenberg war die Elbbrücke bei Roßlau der bedeutendste Elbübergang an der Mittelelbe. Entsprechend zog er auch immer wieder kriegerisches Volk an. Am 5. Januar 1631 zogen die kaiserlichen Generäle Johann Tserclaes Graf von Tilly, und Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg mit ihren Heeren über die Elbbrücke durch Roßlau und weiter nach Coswig. Nach der Erstürmung Magdeburgs am 10. Mai 1631 ließ Tilly die Elbbrücke zerstören.
Und am 5. Januar 1746 wurden mehrere preußische Kompanien in Roßlau einquartiert, die aus Sachsen zurückkehrten. Denn am 15. Dezember 1745 hatte der „Alte Dessauer“ bei Kesselsdorf die Truppen der österreichidschen Allianz vernichtend geschlagen. Mit dem Friedensschluß von Dresden am Ersten Weihnachtsfeiertag und der Vereinbarung, daß Schlesien endgültig zum Königtreich Preußen gehöre, war der Zweite Schlesische Krieg beendet worden.
Die ersten Soldaten, die nach Roßlau kamen, waren vom Füselier-Regiment des Prinzen Georg von Hessen-Darmstadt, der selbst im „Goldenen Löwen“ übernachtete und am 07. Januar 1746 nach Burg weiterzog.

6. Januar

Vor 20 Jahren, am 6. Januar 1995 fand in der Gaststätte „Zum Ratskeller“ der erste politische Dreikönigsfrühschoppen statt. Die Idee dazu hatte „Bürger Werner“, wie sich der langjährige Sachkundige Einwohner des Sozialausschusses, Günther Werner selbst nennt. Der Landtag  hatte zuvor das Fest Epiphanias, im Volksmund Dreikönigstag zum offiziellen Feiertag in Sachsen-Anhalt bestimmt. Seitdem kommen die Roßlauer wie zu den traditionellen Dreikönigstreffen der Parteien zu einem politischen Frühschoppen zusammen, wo über aktuelle Aspekte der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik diskutiert wird … und dies oft weit über das offizielle Ende um 13.00 Uhr hinaus.

7. Januar

Am 7. Januar 1909 errichtete Elbine Poetsch geb. Porse verwitwete Porse die "Wilhelm Porse-Stiftung", die am 01. März 1909, dem Geburtstag ihres am 10. März 1891 in Magdeburg verstorbenen ersten Ehegatten, des Großkaufmanns Wilhelm Porse, in Kraft trat. Von den Stiftungserträgen sollten jedes Jahr Stipendien in Höhe von 300 Mark für zwei bis drei Jahre als Stipendium an einen bedürftigen, würdigen und in Roßlau ortsangehörigen Schüler einer Baugewerkschule oder einer mittleren oder höheren Maschinenbauschule oder Kunstgewerbeschule ausgereicht werden.
Wurde die Stiftung nach der Inflation noch einmal gesetzlich aufgewertet, so wurde sie Anfang der 1950er Jahre aufgelöst. Der Sozialismus bedarf solcher Stiftungen nicht und trat damit die Anliegen der Stifter mit Füßen. Nach der Wende stellte die Stadt Roßlau (Elbe) Restitutionsansprüche auf alle je in der Stadt errichteten Stiftungen. Sie wurden leider alle abgelehnt. Nur die Porse-Stiftung überstand alle Enteignungen. Zu ihrem Gunsten war eine Hypothek eingetragen, die ausgezahlt dem Trägerverein des WTZ übertragen wurde, um künftig den naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Nachwuchs in der Stadt und für die Stadt zu fördern. Dies geschieht bis auf den heutigen Tag auf höchst anerkennenswerte Weise.

8. Januar

Den ersten Höhepunkt des Jubiläumsjahres Roßlau|800 bildet der Große Schifferball in der Elbe-Rossel-Halle am Sonnabend, 10. Januar 2015. Die seit über 100 Jahren durchgeführten Schifferbälle hatten verschiedene Heimstätten, zunächst das Vereinslokal „Weißer Hirsch“, später der „Bär“ und „Kurths Ballhaus“ sowie lange Zeit auch der „Kaiser“, der erst „Deutscher Hof“, aber seit 1965 Kreiskulturhaus hieß. Nach einem Intermezzo im Speisesaal der Schiffswerft gibt es dieses Jahr ein kleines Jubiläum: Vor 15 Jahren wurde am 8. Januar 2000 zum ersten Male in der Mehrzweckhalle gefeiert, die seit 25. August 2000 Elbe-Rossel-Halle heißt.

9. Januar

Am späten Abend des 9. Januar 2007, genauer gesagt um 22.10 Uhr bemerkten Wachleute des von der Stadt beauftragten Sicherheitsunternehmens SIBA aus Halle ein Feuer im östlichen Teil der Burgscheune. Dieses schlug schließlich trotz größter Bemühungen der Feuerwehr auf das gesamte Dach über und zerstörte das gesamte darin gelagerte Inventar (Bänke, Tische, Freilichtbühne und viel mehr). Der Förderverein Burg Roßlau e.V. stand damit faktisch vor dem Nichts. Der Verdacht auf Brandstiftung erhärtete sich nach den Untersuchungen der Brandstätte, die Täter wurden allerdings nicht gefasst. Leider ist auch in den folgenden Jahren die Burg immer wieder Ziel von Vandalismusattacken geworden. Und was noch viel schlimmer ist, wir müssen davon ausgehen, dass unser ältestes Gebäude stets von Kindern und Jugendlichen aus unserer Stadt angegriffen und beschädigt wurde und leider immer noch wird.
In einer Welt ohne Werte ist eben auch alles wertlos. Unser Jubiläumsjahr fordert uns auch, unserer Werte erneut bewusst zu werden und sie unserer Jugend zu vermitteln.
Bei der Gründung des Burgvereins rief der Bürgermeister alle Bürgerinnen und Bürger Roßlaus zur Mitgliedschaft auf: „Für jeden, der seine Heimatstadt und ihr ältestes Gebäude liebt, gibt es ab heute eine besondere Pflichtmitgliedschaft, nämlich hier im Förderverein für unsere Burg.“
Da ist wohl noch eine Menge Luft nach oben.

10. Januar

Am 10. Januar kann über einen Baubeginn und ein Bauende berichtet werden. Beide Baumaßnahmen waren für die Stadt Roßlau von besonderer Bedeutung.
Am 10. Januar 1841 wurde mit dem Bau des Roßlauer Stationsgebäudes für die Berlin-Anhalter Eisenbahn begonnen. Bereits am 18. August des Jahres konnte der Bahnhof gemeinsam mit der 22 km langen Bahnstrecke Dessau-Roßlau-Coswig eröffnet werden. Und am 10. September 1841 war dann die Strecke von Berlin bis Köthen durchgängig befahrbar. Dieses Datum dürfen wir getrost als Geburtstag der Industriestadt Roßlau bezeichnen.

Und am 10. Januar 2005 konnte die Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt, Petra Wernicke den neuen  Deich im Oberluch übergeben. Es war die erste Deichrückverlegung in Sachsen-Anhalt. Wie wichtig die zusätzlichen Retentionsflächen für die Elbehochwasser sind, hatte sich schon 2002 gezeigt, als das gesamte Oberluch voll lief und die gerade begonnene Baustelle verzögerte. Gleiches widerfuhr dann auch der Baustelle für das Schöpfwerk an der Rossel beim Hochwasser im Juni 2013, das schließlich am 7. November 2014 feierlich in Betrieb genommen werden konnte.

11. Januar

Roßlau|800 bietet neben dem großen Stadtjubiläum viele kleinere und größere Jubiläen. So kann der Roßlauer Rassegeflügelzuchtverein 2015 auf sein 120jähriges Bestehen zurück blicken. Der Gründungsvorsitzende war Herr Burkhardt, der die Geschicke des Vereins bis 1898 lenkte und auch für die erste Rassegeflügelausstellung in Roßlau verantwortlich zeichnete. Sie fand am 10. und 11. Januar 1897 im „Deutschen Kaiser“ (später Kreiskulturhaus) statt. Heute wird das Rassegeflügel in der Regel gemeinsam mit den Rassekaninchen präsentiert, wofür in der Endmontagehalle des Elbewerkes mitten in der Stadt eine sehr geeignete Ausstellungshalle genutzt wird.
Wer erinnert sich nicht noch an die MINOL-Tankstelle an der Luchstraße? Als sie am 11. Januar 1966 eröffnet wurde, war sie hochmodern und löste die kleinen Tankstationen wie zum Beispiel von Adalbert Koch an der Ecke Hauptstraße/ Kleine Marktstraße endgültig ab, bei denen das Benzin noch recht umständlich umgepumpt werden musste. Nach dem Fall der Mauer und der Einführung der D-Mark wurde das Tanken an der einzigen Tankstelle allerdings zum Dauer-Stau-Problem.
Das das Gelände der ehemaligen Strontian- und Pottaschefabrik für das moderne Einkaufs- und Wohnviertel benötigt wurde, erhielt die DEA-MINOL, wie sie nach der Privatisierung hieß, an der Ortsausfahrt der Magdeburger Straße einen Ersatzstandort. Am Tag der Einheit 1992 wurde die neue Tankstelle feierlich eröffnet.

12. Januar

Wussten Sie eigentlich, dass die Uhr im Kirchturm der Stadtkirche St. Marien der Stadt gehört? Sie erwarb 1854 für 304 Taler und 10 Silbergroschen für den Neubau der Stadtkirche eine Turmuhr, für deren Unterhaltung sie auch bis auf den heutigen Tag Sorge trägt. Am 12. Januar 1923 entband der Gemeinderat Uhrmachermeister Gustav Bölke von der Pflege der „Stadtzeiger“ genannten Kirchturmuhr und beauftragte damit Rohrmeister Otto Alex.
Heute zahlt die Stadt einen Obolus für die Pflege der Uhr, um die sich Wolfgang Bergt von der evangelischen Kirchengemeinde kümmert.

13. Januar

Der Neujahrsempfang der Stadt Roßlau (Elbe) bis 2007 und die Dankeschönveranstaltung des Ortschaftsrates Roßlau seit 2008 finden einer alten Tradition entsprechend immer am Montag nach Dreikönige statt: „Geschicht allewegen auf den Montag nach Trium Regum, ist auch alsodann veranderung des rats. Es muß auch daruber die gemeine dem amptman mit den seinen ein mahlzeit, das dann der burgermeister tut, außrichten und bestellen. Das bier, so daruber getruncken, muß die gemeine geben.“ (Landregister 1541)
Dieser Tag fiel im Jahre 1997 auf den 13. Januar, den letztmöglichen Termin. Der Neujahrsempfang konnte in diesem Jahre erstmals im neugestalteten Ratssaal des Roßlauer Rathauses durchgeführt werden. Seine Gestaltung war in geheimer Abstimmung vom Stadtrat beschlossen worden und symbolisiert Roßlau als Stadt des Maschinen-, Schiffs- und Motorenbaus. Es dominieren die Stadtfarben Blau-Weiß, und sogar das von Christel Heppner entworfene Stadtlogo, das als Segel ausgeformte R, findet sich wieder, als Rednerpult.

14. Januar

Der 14. Januar 1548 war der Sonnabend nach St. Erhard (8. Januar). An diesem Tag erließ Fürst Johann von Anhalt (1504-1551) die "Freiheit deß städtleinß Roßlaw", die erste Urkunde, die die Stadtwerdung Roßlaus auch dokumentiert. Bürgermeister, Rat und Gemeinde waren zu Fürst Johann von Anhalt gekommen, um sich von ihm ihre Rechte und Gerechtigkeiten schriftlich urkunden zu lassen. Und da sie „sonderlich itzt, waß an den mittelgraben und schloß Roßlaw gedienet und denselben außführen helfen“, hat er diesem Gesuch stattgegeben und zur Urkunde gegeben:
Das Schank- und Gastrecht und die niedere Gerichtsbarkeit „so von schlegen außerhalb kampfpar wunden gefallen“, das Braurecht, zwei Waldstücke (Burgwall und Mittelwische) und zwei Wiesen (Bürgerhau und Hainichte), der Bach („die Bache“) „an ieder seiten 1 schritß breit“ und die kostenlose (Eichel-)Mast für die Schweine der Einwohner.
Im Jahre 1680 wurde die Gerechtsame der Stadt Roßlau erneuert, wobei das Recht des Rates von 1548, die Bußen von Schlägen in der Schenke außer den kampfbaren Wunden zu verhängen, als verjährt nicht wieder bestätigt wurde. Auch die Brauergerechtsame wurde erneuert.
Bei der Teilung des Landes 1544 hatte Fürst Johann den Zerbster Landesteil erhalten, in dem unter seiner Regierung der Wohlstand wuchs.

15. Januar

Während der Weltwirtschaftskrise waren 2250 Roßlauer arbeitslos. Hinzu kamen rund 700 Wohlfahrtsempfänger. Am 15. Januar 1931 riefen deshalb der Magistrat der Stadt Roßlau und die Wohlfahrtsverbände der Stadt die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam auf die Stadtnothilfe zu unterstützen und Wäsche und Kleidung für die Opfer der Weltwirtschaftskrise zu sammeln. An der Aktion beteiligten sich das Wohlfahrtsamt des Magistrats, das Arbeitsamt Dessau, der Arbeiter-Wohlfahrtsausschuß, der Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz, die Evangelische Frauenhilfe, der Roßlauer Hausfrauenverein und die Schwesternschaft des Jungdeutschen Ordens.

Am 15. Januar 1947 verstarb der Roßlauer Lehrer und Heimatforscher Gustav Bergt.
Der Sohn von Gottlieb Gustav Bergt, des ersten Volksschullehrers in Fraßdorf, wurde dort am 27. Februar 1870 geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Kochstedt und des Herzoglichen Gymnasiums und des Herzoglichen Friedrich-Realgymnasiums in Dessau studierte er am Landes-Lehrer-Seminar in Köthen. Am 1. April 1891 begann er in Dessau seine Lehrertätigkeit, war 1893-1895 Volksschullehrer in Quellendorf und 1895-1908 Volksschullehrer und Kantor in Hohnsdorf, wo er auch als Standesbeamter tätig war. Vom 1. Oktober 1908 bis zu seiner Pensionierung Ende September 1935 lehrte er an der Volksschule in der Roßlauer Lindenstraße (Haus 1 des ehemaligen Goethe-Gymnasiums). Seit 1914 war er auch als Lehrer an der Gewerblichen Fortbildungsschule tätig, deren Leiter er seit 1924 war. Hinzu kamen einige Kurse an der Elbschifferfachschule Roßlau. In den 1920er Jahren betreute Gustav Bergt jeden Sommer die Roßlauer Schuljugend im Sommerlager an der Samendarre (Lukoer Straße).
Er gründete die Roßlauer Sanitätskolonne und war seit 1913 Vorsitzender der 24köpfigen „Freiwilligen Sanitätskolonne“ des DRK, später deren Ehrenmitglied. Bergt schloß die Ortsgruppen Zerbst, Coswig und Roßlau zum ersten Sanitätskolonnenkreisverband zusammen und war 1931 2. Vorsitzender des Landesverbandes Anhaltischer Sanitätskolonnen.
Neben dem sozialen und kommunalpolitischen Engagement (1919-1924 Stadtverordneter und zeitweilig stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher) galt seine Liebe der Natur. Mehrere Jahre lang war er Vorsitzender des Vereins der Garten- und Naturfreunde, Vorläufer des nach 1920 gegründeten ersten Pilzberatungsvereins Deutschlands.
Er stellte seine reichen Erfahrungen in den Dienst der Roßlauer Schrebergartenbewegung, wo er die Roßlauer Vereine unter seinem Vorsitz zur „Arbeitsgemeinschaft für Gartenbau und Kleintierzucht“ zusammenführte. Besonders in der Zeit der Nahrungsmittelknappheit leitete er viele Exkursionen zur Sammlung von Pilzen und Heilkräutern.
Am 5. Mai 1925 gehörte er gemeinsam mit 27 Wanderfreunden zu den Gründern des Flämingwandervereins, dessen langjähriger Vorsitzender, seit 1935 dessen Ehrenvorsitzender er war.

Als anerkannter Naturwissenschaftler und Kenner der heimischen Flora und Fauna arbeitete er eng mit Prof. Lyka, Budapest, zusammen, entdeckte eine Thymianpflanze, die in der „Illustrierten Flora von Mitteleuropa“ von Gustav Hegi nach ihm benannt wurde. Als Botaniker arbeitete er an den Vorarbeiten zu einer Flora Anhalts mit und erforschte dabei besonders das Fuhnegebiet zwischen Radegast und Gröbzig. Im Jahre 1930 gab Gustav Bergt gemeinsam mit Dr. Kurt Nägler das Buch „Im Herzen Mitteldeutschlands“ heraus, für das er die Kapitel III. „Lebensgemeinschaften der einheimischen Flora und Fauna“ und IV.

„Naturschutz“ besorgte. Darüber hinaus verfasste er zahlreiche Aufsätze über die Roßlauer Landschaft und für seine Volksschüler eine kurze Geschichte der Stadt Roßlau.
Aus der am 4. April 1907 mit Helene geb. Bergt geschlossenen Ehe gingen zwei Söhne hervor. Der ältere Helmut wurde ebenfalls Lehrer und zwar in Zerbst.
Karl Gustav Bergt wurde am 18. Januar 1947 auf dem hinteren Teil des Friedhofs I beigesetzt. An den verdienstvollen Mitbürger erinnert heute die Gustav-Bergt-Straße im Garnisonsgelände.

16. Januar

Die Meinungen gehen darüber auseinander, in welchem Rhythmus ein Amtsblatt erscheinen sollte, monatlich wie das aktuelle Amtsblatt der Stadt Dessau-Roßlau. Am 16. Januar 1991 konstituierte sich die Redaktion des "Elbe-Fläming-Kuriers", des Amtsblattes des Landkreises Roßlau und der Städte Coswig und Roßlau. Es erschien wöchentlich und war somit immer sehr aktuell. Für die Redaktion bedeutete es viel und intensive Arbeit, die aber auch zusammenschmiedete. Dies setzte sich 1994 auch im Landkreis Anhalt-Zerbst fort, wo der Kreis den Mantelteil und die Kommunen der jeweiligen Altkreise eigene Ausgaben besorgten. Im Juni 2007 erschien nach über 16 Jahren die letzte Ausgabe des "Elbe-Fläming-Kuriers".
Im heimatgeschichtlichen Teil war übrigens auch die kurze Geschichte der Stadt Roßlau von Gustav Bergt erschienen, dessen Todestag wir am 15. Januar gedenken.

17. Januar

Der 17. Januar hat in der Geschichte der Stadt Roßlau zwei Gesichter, zwei sehr unterschiedliche Gesichter.
Am 17. Januar 1944 wurden im Zuchthaus Brandenburg-Görden die Roßlauer Antifaschisten Willy Kranz (geboren am 17. August 1897 in Roßlau) und Friedrich Krüger (geboren am 21. Oktober 1889 in Meinsdorf) durch das Fallbeil wegen "wiederholter wehrkraftzersetzender Äußerungen und kommunistischer Propaganda" hingerichtet. Am 27. Januar werden wir wieder der Verfolgten des Naziregimes gedenken. Willy Kranz und Friedrich Krüger mahnen uns „Wider das Vergessen“.
Und am 17. Januar 1990 erschien in der Tageszeitung "Freiheit" der von Dieter Liebing verfasste Aufruf zur Gründung eines gemeinsamen Behindertenverbandes für Roßlau und Umgebung. Die erste Zusammenkunft dazu fand am 6. März 1990 unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" im Jugendklub "Falle" im Rotdornweg (heute Bistro „Rendezvous“) statt, und bereits am 20. Juni des Jahres konnte der Verein als Behindertenverband der Stadt Roßlau und Umgebung e.V. in das Vereinsregister eingetragen werden. Da hatte er bereits 33 Mitglieder.
Doch schon anderthalb Jahre später im Februar 1992 verstarb viel zu früh Dieter Liebing, der Gründer des Behindertenverbandes. Wir verdanken ihm, dass die Arbeit mit und für Behinderte in unserer Stadt stets einen sehr hohen Stellenwert hatte und hat.

18. Januar

Am 18. Januar 1688 "ersoff Christian Schultzens Tochter, Anna Catharina, von 13. Jahren bey der Ziegel-Brücke in der Roßlau, als das Eiß eingebrochen." Diese Stelle, wo das Hochufer der Elbe auf die Rossel- und Eleniederung stößt, zieht also schon seit Jahrhunderten die Roßlauer Jugend mit ihren Schlitten und Schlittschuhen an. Als Mitte der 1960er Jahren der Schlitten von Michael Nowottny („Mischko“) an der Lehmbrücke in der Rossel landete, wurde er „getröstet“, dass dieser wenigstens bald in Hamburg sei.
Das Orkantief Kyrill fegte am 18. Januar 2007 mit 115 km/h über die Stadt, hinterließ aber nur wenige Schäden, während in der Nachbarschaft Millionenschäden zu beklagen waren. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Roßlau kamen unter anderem von einem Einsatz bei Bräsen zurück, so etwas hätten sie noch nie gesehen. Fast der gesamte Wald war plattgemacht. Noch heute kann das Ausmaß der Schäden besichtigt werden.

19. Januar

Der 19. Januar ist für Roßlau ein recht ereignisreicher Tag.
1503 kam der päpstliche Legat, Kardinal Raymundus, auf seiner Deutschlandreise durch Roßlau und zog in Richtung Magdeburg weiter. Am Fuße des Spitzberges ("ultra Lusso circa montes villæ Stretz") wurde er von Fürst Magnus von Anhalt "in Begleitung von sechzig und mehr von Adel" empfangen und "daselbst mit einer Lateinischen Oration bewillkommet". [Beckmann VI. III., 13f.] Diese historische Begebenheit war Anlass zur feierlichen Verabschiedung des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Perisset am 15. Juli 2012 auf dem Spitzberg, nachdem er in Roßlau Gast des großen Dekanatsfestes zur 800-Jahrfeier Anhalts war. Er war nämlich der erste Vetreter des Papstes, der seit 1503 wieder in Roßlau und vermutlich auch ganz Anhalt war.
Am 19. Januar 1903 wurde auf Anregung von Bürgermeister Ludwig Hünefeld der Verschönerungsverein für die Stadt Roßlau gegründet. Ende 1903 zählte der Verein bereits 333 Mitglieder. Die Vereinsangelegenheiten wurden von einem 15köpfigen Ausschuß geregelt. Dieser hört sich wie das Who is who des Vorkriiegs-Roßlaus an: Bürgermeister Hünefeld, Rentier Foest, Forstmeister von Hellfeld, Fabrikbesitzer Paul Sachsenberg, Schloßgärtner Bernhardt, prakt. Arzt Dr. Liebe, Gärtner Fräßdorf, Porzellandreher Winter, Stadtrat Oskar Schmidt, Amtsrichter Woche, Stadtrat Albert Donnepp, Dampfsägewerksbesitzer Gustav Kettmann, Rentier Albert Lohrengel, Pastor Lehmann und Gärtner Schleisener.
Heute hat sich der Förderverein der Schifferstadt Roßlau e.V. eines Teils der Aufgaben des damaligen Verschönerungsvereins angenommen. Und es müssten sich doch auch noch weitere Roßlauer und Roßlau-Sympathisanten zu finden sein, um auch die Mitgliederzahl von 333 zu erreichen.
Nur ein einziges Mal war Roßlau Gegenstand der Berichterstattung in den Tagesthemen der ARD: Am 19. Januar 2000 bestätigte das Bundesverwaltungsgericht in Berlin die erhöhte Besteuerung von besonders gefährlichen Hunden (so genannte „Kampfhunde“) durch die Roßlauer Hundesteuersatzung.

20. Januar

In der Nacht vom 19. zum 20. Januar 2003 wurde in der Hohen Straße eine Behelfsbrücke zum Gleisdreieck auf ein neues, hierzu geschaffenes Widerlager aufgelegt, um die auf der alten, inzwischen gesperrten Brücke von 1875 aufliegende provisorische Brücke wieder zu entfernen und dann die alte für einen Neubau abreißen zu können. Anfang Februar war dann die neue Behelfsbrücke befahrbar. Sie war bis 22. November 2003 in Betrieb. Seitdem ist das Gleisdreieck wieder über eine „anständige“ Brücke ereichbar.
Der 20. Januar ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der Stadt Roßlaus, denn im Jahre 2000 beschloß an diesem Tage der Kreistag Anhalt-Zerbst die Schließung des Roßlauer Krankenhauses zum Jahr 2004. Heute steht die Immobilie leer und keiner kann sagen, wie es weiter gehen kann, denn alle Bemühungen schlugen fehl. Das Roßlauer Jubiläumsjahr darf aber Anlaß sein, dem Landesverband der AWO und seiner damaligen Vorsitzenden Rosemarie Hajek für das besondere Engagement für das Roßlauer Krankenhaus zu danken. Nicht auszudenken, was mit dem Krankenhausstandort Roßlau geworden wäre, wenn es mit der chinesischen Medizin an der Elbe geklappt hätte. Der Kreistag hat es seinerzeit abgelehnt. Natürlich demokratisch.

21. Januar

Bei einem gewaltigen Brand auf der Burg am 21. Januar 1825 brannten sämtliche Wirtschaftsgebäude ab, und viel Vieh kam dabei um. „Das Wohnhaus ward gerettet. Eine Belohnung von 500 rtl. [Taler] ist auf die Entdeckung des Urhebers gesetzt worden“, berichteten am 5. März 1825 die Anhalt-Bernburgischen Wöchentlichen Anzeigen. Der Brandstifter ist aber nicht gefunden worden. Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen ließ das Gelände des Amtshofs in einen Lustgarten umwandeln, der 1827 eingeweiht wurde. Die Domäne wurde ab 1871 nach Tornau verlegt, wo der Pächter des herzoglichen Guts schon einige Zeit wohnte. Der Lustgarten ist uns als Schloßgarten erhalten geblieben, wenn er auch durch die Bundesstraße zerschnitten wurde.

22. Januar

Vier kurze Nachrichten über den 22. Januar in Roßlau:

Am 22. Januar 1797 begann das vierwöchige Trauergeläut für Zarin Katharina II. Sie hatte mehrfach ihren Landsleuten im Fürstentum Anhalt-Zerbst durch Getreidelieferungen geholfen und im Siebenjährigen Krieg durch eine Tonne Gold die preußischen Kontributionsforderungen gemildert.

1946 wurde in Anwesenheit des Ministerpräsidenten von Sachsen Anhalt, Erhard Hübener die reparierte Elbbrücke feierlich wieder dem Verkehr übergeben.

Im Bericht an die Stadtverordnetenversammlung Roßlau teilte der Rat der Stadt am 22. Januar 1947 mit, daß in Roßlau für 19.035 Einwohner nur 4.627 Wohnungen zur Verfügung stehen.

Bei einem ersten Treffen vereinbarten am 22. Januar 2004 Oberbürgermeister Hans-Georg Otto und Bürgermeister Klemens Koschig die Möglichkeiten einer Fusion beider Städte zu prüfen und näher zu untersuchen.

23. Januar

Es ist wie ein scheinbar unabänderliches Ritual. Erst kürzt das Kabinett die Zuwendungen an die Kommunen, dagegen protestieren diese, worauf der Landtag die Kürzungen leicht zurückgenommen doch beschließt. Die Städte, Gemeinden und Landkreise müssen daraufhin zusehen wie sie klarkommen, kürzen bei den so genannten freiwilligen Ausgaben oder beschließen, weil ein Haushaltsausgleich nicht gleich zu bewerkstelligen ist, ein Haushaltskonsolidierungskonzept, das vor ein paar Jahren auch schon einmal den Namen „Blut- und Tränenliste“ erhalten hatte. Wenn dann alles einigermaßen „glattgezogen“ ist, geht das Spiel von vorn los. Doch jedes Mal machen die Kassenkredite einen weiteren Sprung nach oben.

Am 23. Januar 2003 trugen Roßlaus Stadträte im Rahmen der Aktionswoche „Rettet die Kommunen“ in einem Trauerzug durch die Innenstadt die Stadtkasse zu Grabe. Es war eine sehr medienwirksame Aktion, besitzt die Stadt doch noch ihre alte Schatztruhe aus der Zeit des Rathausbaus 1740. Doch wie viele andere führte sie weder in der Landes- noch in der Bundespolitik zu einer Kursänderung. Die letzte echte Reform der Gemeindefinanzen stammt aus dem Jahre 1969!

Am 23. Januar 2006 scheiterten im Landesverwaltungsamt Halle endgültig die Verhandlungen über eine Genehmigung des Fusionsvertrages zwischen Dessau und Roßlau. Das Amt lehnte jede Genehmigung ab, da der Gesetzgeber schon „alles geregelt“ habe. Dies war zwar nicht der Fall, aber der grundsätzliche Zweck des Vertrages, die Gründung der Stadt Dessau-Roßlau war tatsächlich im Kreisgebietsneuregelungsgesetz geregelt worden.

Nachdem sich die Dessauer Wähler bei der Bürgerbefragung am 6. März 2005 mit 92% für den Zusammenschluß der Städte Dessau und Roßlau (Elbe) zur kreisfreien Doppelstadt mit dem Namen Dessau-Roßlau ausgesprochen und beim Bürgerentscheid am 20. März in Roßlau 51,7% der Wähler bzw. 34,3% der Wahlberechtigten für die Fusion gestimmt hatten, wurde die Vereinbarung über den Zusammenschluß der Städte Dessau und Roßlau (Elbe), sprich der Fusionsvertrag endverhandelt und am 16. Juni 2005 vom Roßlauer Stadtrat in namentlicher Abstimmung mit 18:9:0 Stimmen beschlossen. Dieser wurde schließlich am 20. Juni im Roßlauer Rathaus von Oberbürgermeister Hans-Georg Otto und Bürgermeister Klemens Koschig feierlich unterzeichnet und anschließend zur Genehmigung bei der oberen Kommunalaufsicht eingereicht. Es folgten langwierige Gespräche in Halle wie in Magdeburg, so dass die Hauptausschüsse beider Städte am 6. Dezember 2005 noch einmal ein Bekenntnis zu den Intentionen des Fusionsvertrages ablegten und ein weiterer Versuch zur Genehmigung des Vertragswerkes unternommen wurde. Schließlich regelte der Vertrag viele Details des Zusammenschlusses, die der Gesetzgeber nicht näher bestimmt hatte und auf Nachsuchen auch nicht weiter bestimmen wollte. Gegner des Vertrages trugen fortan die Nichtgenehmigung durch das Land als Banner voran, dass der ganze Vertrag ungültig sei, weil er ohnehin nichts tauge. Dies hat die PDS/Linke dann auch schon Anfang 2009 weiter befeuert, als sie nur anderthalb Jahre nach Vollzug der Fusion den gemeinsam gewählten Stadtnamen in Frage stellte.

Der Stadtrat Dessau-Roßlau tut gut daran, den Fusionsvertrag, den die beiden Stadträte in voller Souveränität und auf der Grundlage demokratischer Voten ihrer Bürgerschaften abschlossen, auch weiterhin jene Beachtung zu schenken, wie es alle jene verdienen, die auf Grundlage dieses Werkes ihrer eigenen Auflösung zustimmten.

24. Januar

Wir gratulieren Martina Boost zum 30jährigen Betriebsjubiläum. Die Kürschnermeisterin hatte am 24. Januar 1985 ihr Geschäft in der Hauptstraße eröffnet und damit die Nachfolge von Kürschnermeister Toursel angetreten. Nun wünschen wir ihr Gesundheit und Schaffenskraft sowie allzeit zufriedene Kunden.

Und liebe Roßlauer, in welcher Stadt von der Größe der Schifferstadt gibt es noch ein solches Fachgeschäft? Es nützt nichts über geschlossene Geschäfte zu jammern! Wir müssen auch in unseren Geschäften einkaufen. Also schauen Sie auch wieder einmal in der Porsestr. 37 herein, denn dort finden Sie heute in großer Auswahl die Leder-, Pelz- und Hutwaren der sympathischen Wahl-Roßlauerin.

25. Januar

Die Roßlauer Kommunalpolitik kennt alle Höhen und Tiefen politischer Tugenden wie Untugenden, wie sie nicht nur in Deutschland zu Hause sind. Aber sie zeichnete sich immer wieder auch durch den Blick über den Tellerrand, über die Kirchturmspitze hinaus aus. So gehörte die Stadt zu den ersten öffentlichen Förderern des Mittellandkanals, und am 25. Januar 1898 stimmte der Gemeinderat Roßlau "der Betreibung und thunlichsten Förderung des von einer großen Zahl Interessenten unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Dr. Zimmer-Wallis in die Hand genommenen Bahnprojektes Roßlau-Genthin-Stendal" zu und bewilligte die dadurch entstehenden Porto- und Reisekosten. Seit 1863 war Roßlau schon Eisenbahnknotenpunkt, und der frühe Eisenbahnanschluß von 1841 hatte der Stadt zu einem ungeahnten Aufschwung verholfen. So nimmt es nicht Wunder, dass die Stadtväter sich für weitere Verbindungen stark machten. Die Bahn in Richtung Norden kam nicht zustande. Lediglich der Abschnitt zwischen Genthin und Stendal ist heute noch in Betrieb. Dafür waren die gleichzeitigen Bemühungen um eine Direktverbindung zur Reichshauptstadt Berlin erfolgreich. Lediglich der Beginn des Ersten Weltkrieges stoppte die Investition. Ende März 1923 ging die „Speckkuchenbahn“ nach Wiesenburg dann endlich in Betrieb.

Was heute recht unspektakulär aussieht und auch nur noch zur Hälfte vorhanden ist, war damals eine Sensation. Trotz der Untersagung öffentlicher Investitionen durch die Reichsregierung konnte die Stadt Roßlau am 25. Januar 1930 den Gebäudekomplex an der Lessingstraße (heute Uhlandstr,) mit Stadtbad (Warmwasserbadeanstalt) und dem neuen Gebäude der Stadtsparkasse Roßlau einweihen. Mit dem Dessauer Architekten Kurt Elster hatte die Stadt sogar einen der modernsten seiner Zunft gewinnen können.

26. Januar

Am 26. Januar 1745 erließ das Hochfürstliche Amt die Verordnung über die Pflicht zur Teilnahme an Bürgerversammlungen, „wenn dieselbe durch den Glockenschlag zu Rathhause zusammen beruffen wird, jeder selbst erscheinen, oder wenigstens durch seinen Nachbar sich entschuldigen lassen solle, beÿ Vermeÿdung willkürl. Straffe“.

Heute ist die Teilnahme an Bürgerversammlungen freiwillig, aber um wichtige Bürgerangelegenheiten „unter die Leute bringen zu können“, wünschte man sich manchmal schon eine Pflichtteilnahme. Wie oft heißt es heute: „Uns hat doch keiner informiert!“
Dabei hat es noch nie eine solch intensive Beteiligung der Bürger gegeben wie heutzutage.

27. Januar

Am 27. und 28. Januar 1813 zog französische Kavallerie unter General en chef Horace-François-Bastien Comte de Sébastiani de la Porta (1772-1851) und Général de division Pierre Watier Comte de Sainte-Alphonse (1770-1846) durch Roßlau. Sie war auf dem Rückzug aus Rußland. Das waren nur die Vorboten für ein ganzes militärisches Jahr in Roßlau, denn bald folgten die verbündeten Preußen und Russen. Und im Herbst lag dann die Stadt voller Militär, wurde in den Mückenbergen das so genannte „vergessene Gefecht“ geschlagen, bis die Völkerschlacht bei Leipzig für „reine Luft“ sorgte.

28. Januar

Gleich zweimal stand der 28. Januar in Roßlau im Zeichen sozialer Investitionen:

Am 28. Januar 1993 feierte die Firma Diringer&Scheidel Richtfest für den Geschoßwohnungsbau in der Nordstraße. Es war der allererste soziale Wohnungsbau in Sachsen-Anhalt überhaupt. Und wer dabei gewesen war, wird wohl kaum den Augenblick vergessen, als schließlich die Behinderten ihre extra dafür hergerichteten Wohnungen, die ersten ihrer Art in der Stadt, in Besitz nahmen.

Und zehn Jahre später, am 28. Januar 2003 konnte das neue Bettenhaus I des Alten- und Pflegeheims Lukoer Straße eingeweiht werden. Damit war die Zeit endgültig verflogen, wo es von der Landesregierung hieß, Roßlau brauche keine 100 Pflegeplätze.

Möge die Stadt allzeit ihren Namen als gute Heimstatt für Behinderte und Gehandicapte, für sozial Benachteiligte, für Senioren wie für Familien bewahren.

29. Januar

Am 29. Januar 1848 wurden die „Statuten des Handwerkergesellen-Vereins zur Verpflegung kranker Genossen in Roßlau.“ genehmigt. Wir dürfen dies heute dankbar als den Beginn der Gewerkschaftsbewegung in Roßlau ansehen. Mit dem Metallarbeiterverband wurde dann 1895 die erste Arbeitergewerkschaft gegründet.

30. Januar

Am 30. Januar 1475 entschieden Woldemar, Fürst zu Anhalt, und Bruno, Edler Herr zu Querfurt, zwischen den Fürsten Magnus, Adolf und Philipp einerseits und der Fürstin Elisabeth andererseits wegen deren Leibzucht zu Roßlau. "...was (an Geld) fehlt, soll Graf Magnus in ganghafter Münze zufügen, es kommt her von dem Gelde, welches Graf Albrecht sel gekauft hat vom Holze im Oberluge, der Frau Leibzucht zu Roslow. Auch soll sie alles gehauene Holz in ihrer Leibzucht behalten, und wenn die Gebäude des Schlosses zu Roslow und des Hofes zu Czerwist baufällig sind, soll Graf Magnus ihr 3 Jahre lang jährlich 100 Gulden geben, ..., wie die verbaut sind, auch beim Bau die Kost geben..."
Bis in die Neuzeit hin war die Roßlauer Burg immer wieder Witwensitz bis dann Schloß Coswig „in Mode kam“.

Der 30. Januar steht in Roßlau auch für eine Neuerung: Beim Brand des Dachgeschosses der Villa von Dr.ing. Hermann Pfotenhauer (1881-1947), heute Stadthaus II am 30. Januar 1921 ertönte der erste Feuernotruf über die neu errichtete und sehr moderne elektrische Alarmanlage der Stadt.

31. Januar

Am 31. Januar 1999 meldete der Industriehafen Roßlau für den abgelaufenen Monat ein Rekordumschlagsergebnis: Es wurden insgesamt 82 Schiffe be- und entladen, der Umschlag betrug 43.800 t. Das ist bis heute unübertroffen, denn heute sind es weniger die Massenladungen, die auf unseren Wasserstraßen transportiert werden sondern hochwertige Schwerlasten und sperrige Güter wie Windkraftanlagen und dergleichen. Diese sind auch viel weniger wasserstandsabhängig wie die Massengütertransporte. Es wäre schön und hoch interessant, wenn neben den Tonnagen die Werte statistisch erfaßt würden, die Jahr für Jahr auf der Elbe transportiert werden. Gleiches gilt für die Summe der Schwerlasttransporte, die durch die Binnenschifffahrt durchgeführt werden und damit kostspielige und langwierige Straßentransporte vermeiden bzw. auf ein Mindestmaß vermindern.

 

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